Im Bauhausjahr 2019 haben hundert Fachleute aus Baukultur und Denkmalkultur beim Berliner Baukulturdialog über Stand, Chancen und Zukunft der handwerklichen Baukultur diskutiert. Dabei wurde die herausragende Rolle des Handwerks für die Entstehung und den Erfolg der Bauhausbewegung gewürdigt, aber auch die Bedeutung der handwerklichen Qualitätsorientierung für die Baukultur heute und in der Zukunft herausgestellt. Nicht nur am Bau selbst, sondern auch in der Zusammenarbeit mit den planenden Berufen im Bau- und Ausbaubereich beweist das Handwerk seine Qualitätsorientierung tagtäglich aufs Neue und ermöglicht so erst Baukultur. Basis dafür ist eine exzellente berufliche Bildung mit Karrierewegen bis zum Meister und Inhaber. Mit den Akademien für Gestaltung und den Bildungszentren für handwerkliche Denkmalpflege verfügt das Handwerk zudem über spezialisierte Fortbildungsstrukturen, die den Bauhausgedanken weiterleben lassen und dafür sorgen, dass das kulturelle Erbe in Deutschland erhalten wird und Bauhausdenkmäler adäquat restauriert werden. Auch international spielt das Handwerk bei der Erhaltung des Baukulturerbes eine wichtige Rolle.
Die größte Herausforderung für die handwerkliche Baukultur stellt heutzutage der Nachwuchsmangel dar, der durch die immer noch nicht gleichwertigen Bildungsperspektiven zwischen akademischer und beruflicher Bildung verschärft wird.
Handwerkliche Baukultur braucht bildungspolitische Wertschätzung
Kompetenz und Leistungsfähigkeit der Handwerksunternehmen müssen wesentlich stärker als bislang anerkannt und wertgeschätzt werden, um die Attraktivität für junge Menschen dauerhaft zu steigern.
Wertschätzung muss sich auch in der Bildungsförderung niederschlagen – und zwar auf allen Ebenen, vom Nahverkehrsticket bis zum Meisterbonus. Um junge Menschen – und deren Eltern – vom Prestige einer Handwerkslehre zu überzeugen, ist es u.a. notwendig, dass das Handwerk ebenso attraktive internationale Bildungsperspektiven anbieten kann wie der Hochschulsektor. Um ihrem Bildungsauftrag in Zukunft einfacher nachkommen zu können, sollten die Bildungseinrichtungen des Handwerks stärker als bislang auch institutionell gefördert werden. Außerdem wird ein Mobilitätsergänzungsprogramm für beruflich Gebildete vorgeschlagen, das die Lücken in bestehenden Programmen schließt und insbesondere auch Zuschüsse zu Teilnahme- und Prüfungsgebühren an renommierten internationalen Berufsbildungszentren für Denkmalpflege und Gestaltung abdeckt. Die dadurch verbesserten internationalen Kompetenzen werden auch die Qualität der deutschen Baukultur nachhaltig steigern.
Das Handwerk selbst will in Zukunft seine Karrierewege im Bereich Design und Restaurierung noch klarer darstellen, damit Interessenten sich früher für eine Handwerksausbildung entscheiden können.
Die Rolle des Handwerks in puncto Modernität und Leistungsfähigkeit wird gerne unterschätzt. Was man vom Handwerk fordert, existiert oft längst. Deshalb haben die Bundesstiftung Baukultur und der Zentralverband im Bauhausjahr einen Baukulturdialog organisiert, um auf die Bedeutung handwerklicher Kompetenzen, Innovationen und existierender Bildungsformate für die Qualität und Modernität des Bauens und die Baukultur in Deutschland hinzuweisen.
Veranstaltungspartner waren die Bundesstiftung Baukultur und der Zentralverband des Deutschen Handwerks, Kooperationspartner der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, die Akademie für Gestaltung und Design der Handwerkskammer für München und Oberbayern für die Arbeitsgemeinschaft der Gestaltungsakademien in Deutschland und der Schweiz sowie der Rat für Baukultur und Denkmalkultur im Deutschen Kulturrat.
Der Baukulturdialog Berlin fand im Rahmen der ZDH-Plattform Handwerkliche Restaurierung und Denkmalpflege zur Bewerbung der Datenbank „Handwerksbetriebe für Restaurierung und Denkmalpflege“ statt.
fotoZDH/Peter Lorenz
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
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