Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer äußert sich gegenüber Frank Specht vom Handelsblatt zu den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage zu den Folgen von Corona, an der sich 2.750 Handwerksbetriebe beteiligten. „Die unverändert sehr große Corona-Betroffenheit des Gesamthandwerks und die für sehr viele Betriebe akute Existenzbedrohung erfordern weitere deutliche Anstrengungen von Politik und Verwaltung, die Hilfspakete der Bundesregierung auch tatsächlich sehr rasch an die Handwerkerinnen und Handwerker vor Ort zu bringen. Kassen und Konten vieler Betriebe bleiben in diesen Tagen teils völlig leer, weil die Umsätze komplett wegfallen, besonders betroffen davon sind die persönlichen Dienstleistungs- und die Gesundheitshandwerke. Aber auch alle anderen Gewerke haben weiter massive Umsatzeinbrüche und Auftragsstornierungen. Unsere Umfrage zeigt deutlich: Vorrangiges Interesse unserer Betriebe in diesen Tagen ist es, zahlungsfähig zu bleiben und ihren Mitarbeiterstamm und Auszubildende zu halten, um ganz rasch beim Wiederhochfahren der Wirtschaft wieder tätig werden zu können.
Bei der krisenüberbrückenden Liquiditätssicherung bleibt deshalb Schnelligkeit das Gebot der Stunde, wenn die vorgesehenen Hilfen auch tatsächlich helfen sollen. Laut den Umfrageergebnissen haben viele Verwaltungen, Institutionen und Banken schon ordentlich aufs Tempo gedrückt und bearbeiten die Antragsverfahren zum Kurzarbeitergeld, zu Liquiditäts-Soforthilfen und Stundungen schnell und effizient. Aber viele unserer Betriebe beklagen nach wie vor zu lange und mit unnötigen Details überfrachtete Antragsverfahren, das Ansprechpartner-Wirrwarr und die Unübersichtlichkeit der Programme sowie länderspezifisch unterschiedliche Regelungen etwa bei Soforthilfen oder dem Zinsverzicht bei Steuerstundungen.
Das Handwerk erkennt ausdrücklich die großen Anstrengungen von Politik und Verwaltungen an. Trotzdem muss nachgebessert werden, wenn wir unser gemeinsames Ziel erreichen wollen, möglichst viele Betriebe über die Krise hinweg zu bringen. Es ist dringend nötig, die von Bundesland zu Bundesland teils sehr unterschiedlich ausgestalteten nichtrückzahlbaren Liquiditätszuschüsse anzugleichen. Bereits beantragte Kurzarbeitergeldzahlungen müssen schnellstens bei den Betrieben ankommen und zudem die Regelungen zur Kurzarbeit auch vollumfänglich für geringfügig Beschäftigte und Auszubildende Anwendung finden. Die Krankenkassen müssen die den Unternehmen eröffneten Möglichkeiten zur Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen auch tatsächlich praxistauglich anwenden. Und natürlich müssen wir beginnen, Szenarien für das Wiederanlaufen der Wirtschaft zu entwickeln, damit sich unsere Betriebe darauf einstellen und vorbereiten können. Dies erfordert über die weitere Nachjustierung der Überbrückungshilfen und die Sicherstellung der erforderlichen gesundheitsspezifischen Vorkehrungen hinaus die Stärkung nachfragewirksamer Impulse, z.B. durch öffentliche Auftragsvergabe wie auch steuerpolitische Instrumente.
Das wird es brauchen, damit das Handwerk seinem Anspruch auch in Nach-Corona-Zeiten weiter gerecht werden kann: Das Handwerk ist und bleibt maßgeblicher Versorger in allen Bereichen des Lebens in den Städten und im ländlichen Raum.“
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Mohrenstraße 20/21, 10117 Berlin