Umfrage zu Pandemiefolgen: Mehrheit weiter für IG BAU-Forderung -Für die heute fortgesetzte Lohntarifverhandlung sieht sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in ihrer Forderung bestätigt. Nach einer aktuellen Umfrage befürworten fast drei Viertel der befragten Betriebsratsvorsitzenden am Bau die tarifpolitische Linie der IG BAU. Die Baugewerkschaft hatte bereits in der Auftaktverhandlung im Mai deutlich gemacht, dass die Baubranche keinem Konjunkturschock durch die Corona-Pandemie unterworfen ist. Vielmehr festigt der weiter bestehende Bauboom die Gesamtkonjunktur. Die Auftragspipeline in der Bauwirtschaft ist weiterhin voll. Eine enorme Auftragswelle aus 2019 und dem 1. Quartal 2020 wird vor sich hergeschoben. Die Zahl der Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser ist laut dem Statistischen Bundesamt im ersten Quartal um 4,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Zusätzlich zum bisherigen Personalaufbau (+4 Prozent zum Vorjahresquartal) gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit weitere 2800 offene Stellen und laut Bau-Jobbörse von SOKA-BAU werden 1300 Azubis gesucht. Kurzarbeit spielt auf dem Bau kaum eine Rolle. Nach wie vor fährt der Bau unter Vollast.
Die IG BAU hält daher an ihrer Forderung nach einem kräftigen Lohnplus sowie einer Entschädigung für die Wegezeiten zu den Baustellen fest. „Die Forderung wurde im Licht der starken Baukonjunktur aufgestellt. Das war im Februar dieses Jahres. Ein Shutdown in Deutschland war da nicht absehbar. Um die Lage vor Ort, in den Baubetrieben genau einschätzen zu können, haben wir im Mai per Online-Umfrage nach der Meinung und Einschätzung der Baubeschäftigten zur aktuellen Situation gefragt. Das Ergebnis deckt die Tarifarbeit der IG BAU“, fasste IG BAU-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Carsten Burckhardt die Befragung von Betriebsratsvorsitzenden aus der Bauwirtschaft zusammen. Jeweils rund ein Drittel der Teilnehmenden sind der Bauindustrie und dem Bauhandwerk zuzuordnen. Das weitere Drittel verteilt sich auf die übrigen Baubranchen, insbesondere der Baustoffindustrie. „Mit der Befragtenauswahl haben wir ein rundes Bild der gesamten Wertschöpfungskette am Bau. So lässt sich beispielsweise aus der Beobachtung der Kolleg*innen in der Baustoffindustrie sehr gut die künftige Entwicklung im Bauhauptgewerbe einschätzen. Baustoffbestellungen erfolgen immer in Abhängigkeit zur Auftragslage am Bau. Es zeigt sich: die Auftragspipeline ist weiterhin voll. Rund 70 Prozent aller Teilnehmenden gaben an, dass die Pandemie keine Auswirkungen auf die Auftragslage hat. Nur zwei Prozent gaben an, konkrete Sorgen für das zweite Halbjahr zu haben. Zudem unterstützt die weit überwiegende Mehrheit unserer Kolleg*innen (76,4 Prozent) die tarifpolitische Linie der IG BAU.
Zweite Verhandlung ergebnislos vertagt
Berlin – Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die rund 850 000 Beschäftigten des Bauhauptgewerbes sind heute am 4. Juni 2020 ohne Ergebnis vertagt worden. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) verhandeln die Arbeitsbedingungen der Branche vor dem Hintergrund der Pandemie. „Anders als in anderen Branchen boomt die Bauwirtschaft trotz Corona weiter. Kurzarbeit spielt in der Branche keine Rolle, die Betriebe schieben hohe Auftragsbestände aus 2019 und dem ersten Quartal 2020 vor sich her. In den ersten drei Monaten stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser laut Statistischem Bundesamt um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und zugleich wurde das Personal um vier Prozent aufgestockt. Die Bundesagentur für Arbeit meldet weitere 2800 offene Stellen für Fachkräfte. Dazu kommt ein Konjunkturpaket der Bundesregierung, das weitere starke Impulse für die Bauwirtschaft setzen wird“, sagte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Carsten Burckhardt. „Wir sind sehr enttäuscht, dass es dennoch nach wie vor kein verhandlungsfähiges Angebot der Arbeitgeber gibt. Vielmehr verfestigt sich der Eindruck, dass sie die Verhandlungen künstlich in die Länge ziehen wollen, obwohl wir durch den Lockdown bereits erheblich in Verzug geraten sind. Das ist nicht mehr nachvollziehbar. Unsere Kolleginnen und Kollegen am Bau arbeiten am Limit – auch während der Corona-Beschränkungen. Nichts deutet auch nur im Ansatz darauf hin, dass die Bauwirtschaft einbricht. Doch selbst wenn es doch dazu kommt, kann man dann immer noch reagieren. Die IG BAU hat stets verantwortungsbewusst agiert. Doch wir sind nicht bereit, vorauseilend und ohne realen Grund zu verzichten.“
Die IG BAU fordert kräftige Lohnerhöhungen und ein Plus der Ausbildungsvergütung sowie eine Entschädigung der Wegezeiten der Baubeschäftigten zu den Baustellen.
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU)
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