Handwerk ist vorsichtig optimistisch. Vollversammlung beschließt Umbaumaßnahmen der Handwerkskammer für neue Beratungsstelle. - Unter Hygieneauflagen konnte die Kammerspitze die Vollversammlung abhalten (von links): Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs, Präsident Albert Lienemann, Vizepräsidentin Imke Hennig, Vizepräsident Jörg Klein. - Außergewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: So verlegte die Handwerkskammer für Ostfriesland die Vollversammlung in die Bauhalle des Berufsbildungszentrums. Getreu dem Motto „Wir lassen uns von Corona nicht ins Handwerk pfuschen“ ging das höchste Beschlussgremium des Handwerks die Tagesordnung durch. Dem Parlament gehören 16 Mitglieder der Arbeitgeberseite und acht Mitglieder der Gesellenseite an.
Mit Blick auf das zurückliegende Geschäftsjahr sprach Präsident Albert Lienemann von einem harten Einschnitt. Waren die Konjunkturprognosen der vorhergehenden Jahre noch ungebrochen aufstrebend, hat die Pandemie dem ganzen einen harten Dämpfer versetzt. „Die Auswirkungen für das ostfriesische Handwerk waren und sind enorm“, sagte Lienemann. Besonders die personennahen Handwerke wie Friseure oder Kosmetiker, die Kfz-Branche, die Gesundheitshandwerke sowie die vom Tourismus abhängigen Gewerke mussten extreme Umsatzeinbußen hinnehmen. Aber auch bei den systemrelevanten Handwerken sei der Virus nicht spurlos vorbeigezogen.
Umsätze seien unwiderruflich verloren gegangen, Hygienebestimmungen schränkten die Abläufe immer noch ein, die Nachfrage-Situation für die kommenden Monate sei ungewiss. „Es ist für alle eine unfassbar anstrengende Zeit und es wird uns auch weiterhin viel abverlangen. Aber die Krise zeigt auch, dass das Handwerk in einer extremen Situation wie dieser handlungsfähig ist“, sprach Lienemann seinen Dank an alle Betriebe der „Wirtschaftsmacht von nebenan“ für das Ausharren, Durchhalten, Neuplanen, Koordinieren und Weiterarbeiten aus. Dennoch, von alltäglichen Abläufen seien die Unternehmen noch weit entfernt.
„Wir brauchen deshalb weiterhin die Unterstützung der Politik, sie muss die Wirtschaft pandemiefest machen“, erklärte Lienemann. Vor diesem Hintergrund appellierte er an die Mitgliedsbetriebe, sich weiterhin an die Hygiene-Regelungen zu halten. Nach den Lockerungen seien erste Schritte hin zu einer Entspannung erkennbar. „Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen. Bleibt es so, dürfen wir vorsichtig optimistisch sein, dass sich das Wirtschaftsleben weiter normalisieren wird.“
Im Tagesordnungsablauf wurden passend zum Sitzungsort Baumaßnahmen für das nächste Jahr einstimmig verabschiedet. Geplant ist, einen Neubau für die Betriebsberatungsstelle zu errichten und den Eingangsbereich der Handwerkskammer neu zu gestalten. Dafür wird die unbewohnte Hausmeisterwohnung abgerissen. „Aufgrund der hohen Kosten wäre eine Sanierung unverhältnismäßig gewesen“, erläuterte Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs.
Einstimmig beschlossen wurde ebenfalls das Grundsatzpapier „Handwerk und Nachhaltigkeit“, welches den Wirtschaftszweig als wichtigen Leistungsträger und Motor in den drei Feldern Ökonomie, Ökologie und Soziales darstellt. „Wir wollen das Handwerk in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung als Nachhaltigkeitsgarant stärken“, sagte Jörg Frerichs. Für die Betriebe bedeutet das, soziale Verantwortung, die Schonung der Umwelt und wirtschaftlichen Erfolg zu verbinden. Es gehe gemäß dem Vorhaben der Vereinten Nationen darum, gleichwertige Lebensqualität und -chancen für die Gesellschaft und zukünftige Generationen zu schaffen und zu erhalten. „Das Handwerk versteht Nachhaltigkeit als ganzheitliches Konzept und nicht allein bezogen auf Klima und Umwelt. Es lebt dies jeden Tag in vielen Dimensionen“, so Frerichs weiter.
Als weiteren Punkt stellte Helge Valentien, Leiter der Betriebsberatung/Finanzmanagement, den Jahresabschluss 2019 vor, bestehend aus der Bilanz, der Erfolgs- und Finanzrechnung, dem Anhang sowie dem Lagebericht. Das Zahlenwerk wurde von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Im Ergebnis verfügt die Handwerkskammer über einen stabilen Haushalt sowie eine positive Ertragslage. Die Vollversammlung entlastete den Vorstand und die Geschäftsführung einstimmig.
Handwerkskammer für Ostfriesland
Straße des Handwerks 2
26603 Aurich
Foto: HWK/W.Feldmann