15.03.2021 - Die Arbeitgeberverbände der Tarifgemeinschaft M+E MITTE haben am vergangenen Freitag die Verhandlungen mit der IG Metall für die 380.000 Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland fortgesetzt, aber noch keine Einigung erzielt. Ein neuer Gesprächstermin wird gesucht.Verhandlungsführer Johannes Heger machte deutlich: „Der Herausforderungs-Mix aus Strukturwandel, Rezession und krisenverschärfender Pandemie stellt den Flächentarifvertrag vor eine entscheidende Bewährungsprobe.“ Er betonte, dass es den Arbeitgebern angesichts der äußerst heterogenen Entwicklungen einzelner M+E-Branchen und Unternehmen sowie der großen Unsicherheit, wann das Vorkrisenniveau von 2018 wieder erreicht werde, um die Sicherung der Unternehmen und der Arbeitsplätze gehe. „Nur wenn die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und sichergestellt ist, dass sie ausreichend Liquidität haben und in der Lage sind, in die Zukunft zu investieren, können sie die Arbeitsplätze sichern und erhalten.“
Tarifrunde 2021: M+E MITTE drängt in 4. Tarifverhandlung auf zügige Lösung - Heger: „Dauerhafte automatische Differenzierung ist Bewährungsprobe für Flächentarifvertrag.“
Er erläuterte noch einmal das in der 3. Tarifverhandlung vorgelegte Strukturangebot, das „durchaus ein Risiko für die Unternehmen darstellt“ angesichts des historischen Einbruchs der Produktion und der Pandemie-Folgen, einer weiterhin unsicheren Ausgangssituation durch Mutationen, wackligen Lieferketten und Erschwernissen für grenzüberschreitende Pendler zwischen Deutschland und Frankreich. „Unsere Unternehmen brauchen das Jahr 2021 ohne Kostensteigerungen, um sich aus der Krise herauszuarbeiten. Für 2022 haben wir angeboten, über Einkommenserhöhungen in Form von einer Einmalzahlung im 1. Halbjahr und einer Entgelterhöhung im 2. Halbjahr zu verhandeln. Wir benötigen aber angesichts einer gigantischen Spreizung – u. a. zwischen einer komplett eingebrochenen Luftfahrtindustrie und einer gut laufenden Heizungsbranche – eine dauerhafte und automatische Differenzierung nach objektiv vereinbarten Kriterien. Es bedarf einer Absenkungsoption für Betriebe, die sich die Entgelterhöhung nicht leisten können. „Zwar wissen wir aus unseren Umfragen, dass bislang erst 12 Prozent der Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen aussprechen mussten. Aber der Druck in den Betrieben wächst und in unseren Bezirksgruppen gehen viele Beratungsanfragen dazu ein. Wir dürfen 2021 den Druck durch Kostensteigerungen auf keinen Fall erhöhen und müssen jetzt auch zügig zu einem Abschluss kommen. Warnstreiks bringen dagegen keine Lösung.“
Das durchschnittliche Jahresentgelt in der M+E Industrie in den drei Bundesländern liegt bei 58.000 Euro. Und es ist, wenn man alle Vereinbarungen einrechnet, von 2018 bis 2020 um 8,3 Prozent gewachsen. Deshalb ist für Heger bei allem Verständnis für die Beschäftigten ein Verzicht auf eine weitere Einkommenssteigerung 2021 auch verkraftbar. Dem Hinweis auf Unternehmen, denen es gut geht, stellte der Verhandlungsführer den weitaus größeren Teil der M+E-Branchen und Unternehmen gegenüber, die aktuell eine problematische Geschäftsentwicklung aufweisen. „Bei diesen Betriebskonjunkturen macht auch das Aussitzen bis nach Ostern keinen Sinn. Denn die Probleme dieser Unternehmen wirken weit über Ostern hinaus.“
Die entscheidende Bewährungsprobe für den Flächentarifvertrag sieht Heger in der Verknüpfung einer Entgelterhöhung mit einer dauerhaften, automatischen Differenzierung: „Nie war die betriebsspezifische Spreizung so nachhaltig und deutlich, wie jetzt. Das muss sich in unserem Abschluss niederschlagen.“
Die Verhandlungsgemeinschaft M+E MITTE
M+E MITTE spricht und handelt in Tarifverhandlungen für die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie Hessens (HESSENMETALL), der Pfalz (PFALZMETALL), Rheinland-Rheinhessens (vem.die arbeitgeber) und des Saarlandes (ME Saar). In den drei Bundesländern umfasst die M+E-Industrie rund 1.400 Unternehmen mit 380.000 Beschäftigten. M+E MITTE verhandelt mit der IG Metall Bezirksleitung Mitte.
HESSENMETALL
Verband der Metall- und Elektro-Unter¬nehmen Hessen e. V.
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60439 Frankfurt