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Baustellen droht Stillstand: Handwerk warnt vor gravierenden Folgen der massiven Preissteigerungen bei Baumaterialien und richtet einen Appell an öffentliche Auftraggeber. - „Durch die akuten Preissteigerungen vor allem bei Bauholz, aber auch bei Dämm­material, Farben, Kunststoffprodukten oder Baustahl geraten Handwerksbetriebe in massive Schwierigkeiten“, mahnt Stefan Füll, Präsident des Hessischen Hand­werkstages (HHT): „Es ist geradezu absurd, dass Betriebe, die einigermaßen gut durch die Pandemie gekommen sind, nun durch massive Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien ausgebremst werden.“ Kurzarbeit, Entlassungen und teilweise eine existenzbedrohende wirtschaftliche Situation bei vielen Handwerksbetrieben drohten: „Wir können uns gerade jetzt keinen Stillstand bei der energetischen Sanierung von Wohnraum, beim Eigenheimbau und bei der Realisierung von Wohnungsbauprogrammen leisten“, beklagt der hessische Handwerkspräsident. Wegen des Materialmangels drohe jedoch auf vielen Baustellen ein Stillstand und die Energiewende sei gefährdet.

 

 

Die Situation nur auf den Weltmarktpreis und die Nachfrage nach Bauholz aus den USA und China zu schieben, greift nach Fülls Ansicht zu kurz. Die gesamte Lieferkette vom Waldbesitzer, über die Sägewerke, den Holzgroßhandel und die Baumärkte bis hin zum Handwerker seien letztlich aufeinander angewiesen: „Nicht gegenseitige Schuldzuweisungen und der Versuch, sich kurzfristig eine maximale Marge zu sichern, sondern Solidarität ist in der ganzen Lieferkette gefordert. Wir brauchen uns alle gegenseitig!“

 

 

Öffentliche Auftraggeber sind gefragt

 

Einen Appell richtet Handwerkspräsident Füll auch an die Öffentliche Hand. Wenn Handwerksbetriebe wegen Marktengpässen in Lieferverzug geraten, müssten Land, Kreise und Kommunen unbedingt auf Vertragssanktionen verzichten. Viele private Bauherren zeigten in Nachverhandlungen Verständnis, wenn zwischen der ursprünglichen Angebotskalkulation vor einigen Monaten und heute eine extreme Preissteigerung bei den Materialien aufgetreten ist. Hier müssten unbedingt gerade auch die öffentlichen Auftraggeber Kulanz zeigen, auch wenn keine Preisgleitklauseln vereinbart worden waren. „Wenn die ausführenden Handwerksbetriebe in die Pleite getrieben werden, weil die Eigenkapitaldecke durch die Pandemie ohnehin aufgebraucht ist, wäre der Schaden viel größer – für den Steuerzahler, den privaten oder öffentlichen Bauherrn und die Volkswirtschaft.“

 

 

Nach Ansicht von Füll brauche es derzeit einen kurzfristig flexiblen Umgang mit der Preiskrise durch Bauherren, Handel und Öffentliche Hand. Den auch diskutierten zeitweiligen Exportbeschränkungen gibt der Handwerkspräsident wenig Chancen. Bis diese rechtskonform umgesetzt sind, haben sich Angebot und Nachfrage hoffentlich längst wieder etwas eingependelt. Zudem drohten Gegenmaßnahmen der anderen Staaten. Bei einer hoffentlich wieder stärker anziehenden Binnenkonjunktur sei allerdings für alle mit höheren und schwankenden Materialpreisen zu rechnen, so Füll: „Unsere Betriebe werden sich zukünftig intensiver mit Marktbeobachtung, Bevorratung und Preisklauseln beschäftigen müssen.“ Die Berater der Handwerkskammern und Fachverbände im Handwerk ständen hier zur Unterstützung bereit.

 

Hessischer Handwerkstag (HHT)

 

Bierstadter Straße 45, 65189 Wiesbaden

 


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