24. Juni 2021 - Im höchsten Beschlussgremium des Handwerks stimmen acht Arbeitnehmervertreter/innen und 16 Arbeitgebervertreter/innen ab (alle getestet). - Vollversammlung positioniert sich im Vorfeld der Wahlen. Die Stärkung der Berufsbildung, der energetische Ausbau, die steuerliche Entlastung sowie die Einführung eines Azubi-Tickets stehen auf der Agenda. - Die Pandemie hat auch dem Handwerk in den vergangenen Monaten viel abverlangt. Im Fokus der Vollversammlung der Handwerkskammer für Ostfriesland standen deshalb vor allem die Themen Zukunftsperspektiven und Krisenbewältigung. Das Parlament des Handwerks, dem acht Arbeitnehmer- und 16 Arbeitgebervertreter angehören, tagte am vergangenen Montag im Großen Saal im Hotel am Schloss in Aurich. Zentrale Punkte der Frühjahrsversammlung waren die Abstimmung über Erwartungen und Forderungen des Handwerks zur Bundestags- und Kommunalwahl 2021 sowie die Resolution des Azubi-Tickets.
„Ohne uns geht es nicht. Das hat die Pandemie eindrucksvoll bewiesen. Gerade jetzt bei der Bewältigung der coronabedingten Folgen wird einmal mehr deutlich: Handwerk und Kommunen sind traditionell aufeinander angewiesen“, machte Präsident Albert Lienemann deutlich. Das Handwerk sei mit seinen rund 35.000 Mitarbeitenden und etwa 2.800 Auszubildenden in mehr als 5.500 Betrieben weiterhin einer von Ostfrieslands größten Arbeitgebern. Mit einem Umsatz von zirka 3,5 Milliarden Euro bilde es nach wie vor den Kern der regionalen Wirtschaft. Das müsse sich auch die Politik vor Augen führen. „Wir brauchen verlässliche und motivierende Rahmenbedingungen, die eine nachhaltige Entwicklung von Unternehmen ermöglichen, die ein positives Wirtschaftsklima fördern und den Gründergeist stärken“, so Lienemann. Unter dem Motto „Starke Kommunen – starkes Handwerk“ verabschiedete das Gremium ein Positionspapier zu den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 12. September. Es enthält eine Zusammenfassung der aktuellen mittelstandspolitischen Forderungen beispielsweise zur Stärkung der beruflichen Bildung, Förderung des Handwerks durch regionale Auftragsvergabe, einer Aufforderung, die energetische Gebäudesanierung schneller voranzutreiben oder einer handwerksfreundlichen Ausgestaltung der kommunalen Steuern, Abgaben und Gebühren.
Der Sommer stehe jedoch nicht nur im Zeichen der Wahlen, sondern auch im Zeichen der Ausbildung, so der Präsident weiter. Die Lehrlingsrolle verzeichne erfreulicherweise bereits Mitte Juni 404 neu abgeschlossene Verträge. Im Vergleich dazu wurden im Vorjahr Anfang Juli 367 Verträge eingetragen, was ein Plus von 37 bedeute. Trotzdem sei es auch weiterhin von enormer Wichtigkeit, auf die Attraktivität einer dualen Ausbildung hinzuweisen.
Flankierend sprachen sich die Vollversammlung der Handwerkskammer für Ostfriesland und zuvor auch der Berufsbildungsausschuss für die Einführung eines „Azubi- Tickets“ aus. „Die berufliche Ausbildung benötigt mehr gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung. Die Unterstützung der Mobilität von Auszubildenden ist ein entscheidender Ansatzpunkt zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses im Handwerk“, betonte der Präsident. Für 365 Euro, also einem Euro pro Tag, soll es bezuschusste Jahrestickets für öffentliche Verkehrsmittel geben.
Ferner befasste sich das Gremium mit dem Führen von Ausbildungsnachweisen in der beruflichen Bildung und setzte damit eine Empfehlung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) um. Danach sind Ausbildungsnachweise auf der Grundlage online basierter Softwareangebote möglich. Dies erleichtert die zeit- und ortsunabhängige Führung und Kontrolle durch den Auszubildenden sowie den Ausbilder.
Schließlich verabschiedete die Vollversammlung eine Anordnungssatzung zur Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Ausbildungsberuf „Fleischerin und Fleischer“ und die Neufassung zweier Fortbildungsprüfungsordnungen.
Die Positionspapiere zu den Bundestags- und Kommunalwahlen sind auf der Webseite der Handwerkskammer unter www.hwk-aurich.de einsehbar.
Handwerkskammer für Ostfriesland
Straße des Handwerks 2
26603 Aurich
Foto: HWK/W. Feldmann