„Bewerbungsgespräch mit Händen“ - Mittelschüler konnten durch „Wanted Handwerk on Tour“wieder Praxiserfahrung sammeln - Aus Einzelteilen einen kleinen Traktor zusammenzusetzen, diese praktische Erfahrung soll Interesse an dem Beruf des Metallbauers wecken. Was macht ein Zimmerer? Er kümmert sich um Zimmer: Das ist zumindest die Vorstellung vieler Jugendlicher, wenn ihnen die Frage gestellt wird. Dass Zimmerer Holzkonstruktionen bzw. Holzbauten aller Art herstellen auch Dachstühle und andere Gebäudeteile aus Holz sanieren und restaurieren und somit ein toller Beruf ist, das erstaunt. Dass das Handwerk viele ganz unterschiedliche hochmoderne Berufe bietet, um dieses Wissen den Schülerinnen und Schülern der 8. Klassen Mittelschulen in Kempten und dem Landkreis Oberallgäu sowie in Memmingen und dem Landkreis Unterallgäu zu vermitteln, gehen die Kreishandwerkerschaften Kempten und Memmingen Mindelheim mit den angeschlossenen Innungen bereits seit acht Jahren kurz nach Beginn eines neuen Schuljahres mit der Aktion „Wanted Handwerk“ auf die Schüler/-innen zu, bieten ihnen damit die Chance, handwerkliche Berufe in der Praxis „erleben“ zu können.
Bedingt durch Corona konnte 2020 die Aktion nicht durchgeführt werden. „Handwerk nur digital zu vermitteln, das funktioniert nicht“, weiß Gottfried Voigt, Geschäftsführer der beiden Kreishandwerkerschaften, aus Erfahrung. Die Bewerbungen für eine Lehrstelle im Handwerk sind im Gebiet der Kreishandwerkerschaften merklich zurückgegangen. Kreishandwerksmeister Josef Sigel und der Vorstand der Kreishandwerkerschaft Kempten sowie Kreishandwerksmeister Enrico Karrer und der Vorstand der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim hatten sich daher entschlossen, in diesem Jahr die Aktion wieder durchzuführen, angepasst an Corona-Bedingungen unter dem Titel „Wanted Handwerk on Tour“. Während in der Vergangenheit die Schüler aus allen teilnehmenden Schulen an zwei Tagen in einem großen Unternehmen die Berufe kennenlernen konnten, ging in diesem Jahr das Handwerk in die Schulen. Diese Entscheidung fand auch große Zustimmung bei den Mitgliedsbetrieben.
Jede der teilnehmenden 22 Mittelschulen mit insgesamt rd. 1030 Schülern stand einen Tag im Zeichen von „Wanted Handwerk“. In der Memminger Lindenschule und der Buchenberger Mitschule konnten sich die kommunalen Verantwortlichen bei einem Rundgang selbst ein Bild über die Aktion machen und zeigten sich sehr beeindruckt, wie gut diese Aktion des Handwerks als Mittel zur Berufsfindung aufgenommen wurde. „Wir sind glücklich, dass unsere Schüler wieder die Möglichkeit haben, mit den Handwerkern direkt ins Gespräch zu kommen“, lobte Elke Schmid-Benecke, die Rektorin der Lindenschule. „Durch Corona und den dadurch bedingten Ausfall im vergangenen Jahr haben wir so richtig gemerkt, dass uns etwas Wichtiges fehlt“, schilderte die Buchenberger Rektorin Cornelia Heß-Thamm ihre Erfahrung.
Ein ganz wichtiger Punkt der Aktion „Wanted Handwerk“ ist auch, dass die Schüler Entscheidungshilfe erhalten, in welchen Berufen sie durch ein Praktikum mehr erfahren möchten. Denn ein erfahrener Ausbilder kann bereits in kurzer Zeit beurteilen, ob der Jugendliche für den Beruf geeignet ist. Es handelt sich sozusagen um ein „Bewerbungsgespräch mit Händen“. Auch die Jugendlichen wissen dann, ob ihnen der Beruf Spaß machen würde, denn neben Begabung ist die Freude an der Arbeit ein ganz wichtiges Kriterium. So lassen sich auch Abbildungsabbrüche vermeiden.
Zu den Förderern der Aktion zählt auch immer die Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. . Denn, „hier haben die Schüler die Möglichkeit, den richtigen Berufs zu erspüren“, betonte Maria Amtmann, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Gerade jetzt, wo der Fachkräftemangel sehr hoch ist, ist eine solche Orientierungsmöglichkeit besonders wichtig, um Nachwuchs zu gewinnen“, ergänzt Geschäftsführer Horst Holas. Insgesamt mit ca. 5 Mio. Euro fördert die Agentur für Arbeit im Allgäuer Raum solche Projekte. Foto: prb/Lilo Brückner
Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim
Weinmarkt 15
87700 Memmingen