IHK-Umfrage: Ausbildung erhält Bestnoten - Die ostdeutschen Auszubildenden sind sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung für eine Berufsausbildung in den Bereichen Industrie, Dienstleistungen und Handel. Das ist das Ergebnis der diesjährigen Umfrage unter 30.000 Auszubildenden im 1. Lehrjahr aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – durchgeführt von den Industrie- und Handelskammern (IHK) der neuen Bundesländer. Insgesamt 88 Prozent der Auszubildenden in IHK-Berufen würden die Ausbildung in ihrem Betrieb weiterempfehlen und 93 Prozent bescheinigen ihrem Unternehmen ein gutes Betriebsklima. „Die Ergebnisse bestätigen uns in unseren Aktivitäten, Jugendliche und junge Erwachsene für eine duale Ausbildung in der Wirtschaft zu begeistern und bei der Berufsorientierung zu unterstützen“, erklären die Thüringer Industrie- und Handelskammern (IHKs). Betriebspraktika und Betriebsbesichtigung helfen bei der Berufswahl am meisten, sagen 64 Prozent der befragten Ostdeutschen Azubis. Der persönliche Kontakt zum Unternehmen und das Live-Erlebnis eines Berufes haben für viele Jugendliche Signalwirkung.
Die größte Rolle bei der finalen Entscheidung für die Wahl des Ausbildungsbetriebes spielen nach wie vor die Familien und der Freundeskreis der jungen Menschen. Aber auch die Internetseiten der Ausbildungsbetriebe und Stellenanzeigen in Online-Börsen nehmen bei der Suche des Ausbildungsbetriebes an Bedeutung zu. „Die Unternehmen müssen sich darüber im Klaren sein: wer im Netz nicht oder zu wenig präsent ist, wird immer weniger gefunden“, bestätigen auch die Thüringer IHKs.
Die Thüringer Ergebnisse im Überblick:
- 82 Prozent der Auszubildenden gaben an, ihren Wunschberuf zu erlernen. Für 80 Prozent der Befragten ist es die erste Ausbildung. Knapp 18 Prozent haben bereits eine Ausbildung (10,8 Prozent) oder ein Studium (7,6 Prozent) abgebrochen. Diese Personen gilt es aktiv in der Phase ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen und bestehende Angebote, u.a. für Studienabbrecher und -zweifler, unbedingt beizubehalten und ggf. auszubauen.
- Praktika sind für potenzielle Auszubildende mit 57 Prozent das mit Abstand hilfreichste Berufsorientierungsangebot. Etwa 39 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen greifen bei der Recherche zudem auf Medieninformationen aus Online-Recherchen oder sozialen Netzwerken zu. Rund jeder zweite der Befragten nahm an Ausbildungsmessen teil oder nutzte die Angebote der Berufsberatung.
- Fast alle Jugendlichen haben sich für eine Ausbildung entschieden, weil ihnen der Bezug zur Praxis wichtig ist (95 Prozent) und ihre beruflichen Aufgaben ihren Interessen entsprechen (95 Prozent). Aber auch der schnelle Einstieg in den Beruf (87 Prozent) sowie Übernahme- und Karrierechancen wurden von etwa 90 Prozent der Umfrageteilnehmer als entscheidende Kriterien angegeben. Für mehr als jeden zweiten Jugendlichen spielt bei der Auswahl die Nähe der Berufsschule zum Heimatort eine wichtige Rolle.
- Nach wie vor werden die meisten Auszubildenden durch ihr direktes Umfeld (Eltern/Verwandte: 40 Prozent und Freunde/Bekannte: 25 Prozent) auf ihren Ausbildungsbetrieb aufmerksam. Die Nutzung der Internetseiten der Betriebe (31 Prozent) sowie Onlinestellenbörsen (24 Prozent) nahmen im Vergleich zum Vorjahr leicht zu. Knapp einem Fünftel der Jugendlichen halfen Gespräche mit den Vertretern der Agentur für Arbeit. Aber auch Praktika und Ferienjobs waren entscheidend für den Abschluss des Ausbildungsvertrages.
- Schnell zu sein, lohnt sich. Immerhin 50 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten sich bereits bis zum Januar 2021 für ihre im Sommer beginnende Berufsausbildung beworben – also noch ohne das Halbjahreszeugnis. Auch Spätentschlossenen boten sich Chancen. So gaben 18 Prozent der Jugendlichen an, sich noch ab Juli für ihren Ausbildungsplatz beworben zu haben. Auf der anderen Seite haben rund 60 Prozent der Ausbildungsunternehmen den Mangel auf dem Ausbildungsmarkt richtig erkannt und versendeten ihre Zusage innerhalb eines Monats. 40 Prozent der Unternehmen brauchten dafür länger und müssen ihre Recruiting-Prozessen noch optimieren.
- Ein Großteil der Befragten (62 Prozent) musste nur ein bis fünf Bewerbungen versenden, um den gewünschten Ausbildungsplatz zu erhalten. 18 Prozent der Auszubildenden benötigen maximal zehn Bewerbungen für den Vertragsabschluss. Für den Wunschberuf sind in einigen Fällen demnach immer noch größere Hürden zu nehmen.
- Ausbildungsinteressierte finden fast immer das passende Angebot im Heimatbundesland und in der Nähe zum Wohnort. Nicht einmal 13 Prozent der Auszubildenden haben für die Aufnahme der Berufsausbildung den Wohnort gewechselt. Dies ist ein Beleg für das gesteigerte Ausbildungsmarketing und die gestiegene Attraktivität der regionalen Ausbildungsangebote der Betriebe.
- Lange Fahrzeiten zur Berufsschule sind nach wie vor ein großes Thema. Knapp die Hälfte aller Azubis fährt länger als eine Stunde für eine Strecke von der Wohnung zur Berufsschule. Durch das Ausbildungsplatzprinzip muss die Berufsschule besucht werden, in deren Zuständigkeitsbereich das Ausbildungsunternehmen liegt. Oftmals ist dies nicht die nächstgelegene Berufsschule. Hier ist unbürokratische Abhilfe gefordert. Etwas weniger als die Hälfte der Unternehmen unterstützt die Kosten für den Berufsschulbesuch. Ein Mehrwert, den noch mehr Betriebe für sich umsetzen sollten.
- 87 Prozent der Thüringer Auszubildenden würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Dabei schätzen fast alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen (93 Prozent) besonders das gute Betriebsklima, das gute Verhältnis zum Ausbildenden sowie das positive Image des Betriebes. Die Mehrheit der Jugendlichen bescheinigen ihrem Betrieb die Zahlung einer hohen Ausbildungsvergütung (74 Prozent) sowie Karriere- und Aufstiegschancen (88 Prozent).
- Auch wenn Ausbildungsbetriebe und Auszubildende des Jahres 2021/2022 bereits von Beginn an mit Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie konfrontiert waren, so bestätigen doch 92 Prozent der Befragten, dass die Ausbildung im Betrieb zum Befragungszeitpunkt im März 2022 normal weiterläuft. Nur noch vier Prozent der befragten Auszubildenden teilten mit, dass ihre Ausbildung zeitweise im Homeoffice bzw. mobilen Arbeiten stattfindet.
Die Umfrage wurde im März 2022 durchgeführt. Aus Thüringen nahmen 596 Azubis an der Befragung teil.
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