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Die Unternehmen der Region blicken mit großer Besorgnis auf die weitere Entwicklung rund um die Gasversorgung. Sie rechnen mit hohen Kosten und mit weiteren Auswir-kungen. Das geht aus der Auswertung einer Unternehmensbefragung hervor, die die IHK Wiesbaden nun vorgestellt hat.
„Die Unternehmen stellen sich auf gravierende Auswirkungen ein bzw. spüren diese teils jetzt schon beim Gaspreis“, fasst Sabine Meder, Hauptgeschäftsführerin der IHK Wiesbaden, die Ergebnisse der Befragung zusammen. „Natürlich ist die Betroffenheit je nach Branche und Tätigkeit der Unternehmen sehr unterschiedlich“, so Meder. „Im Durchschnitt rechnen die Un-ternehmen damit, mehr als doppelt so viel Geld wie bislang für Gas ausgeben zu müssen.“ Der Durchschnittswert liegt bei 113 Prozent, einzelne Unternehmen rechnen sogar mit einer Ver-dreifachung bis Vervierfachung des Preises.
Die Unsicherheit mit Blick auf die Mehrkosten ist jedoch sehr groß. Fast drei Viertel der Unter-nehmen geben an, dass die tatsächlichen Mehrkosten durch Preissteigerungen für sie noch gar nicht absehbar sind. Für die Industriebetriebe ist der Blick in die Zukunft etwas klarer: 32 Prozent halten die Mehrkosten bis Ende des Jahres für absehbar, 68 Prozent jedoch noch nicht.

Einschränkungen in der Produktion drohen
Die immensen Preissteigerungen sind ein großes, leider jedoch nicht das einzige Problem für die Unternehmen. In einer möglichen Gasmangellage rechnen ausnahmslos alle (!) Industrie-betriebe damit, dass sie ihre Produktion zumindest teilweise einschränken müssen. Von einem vollständigen Ausfall der Produktion gehen 17 Prozent der Unternehmen aus. Als weitere Fol-gen befürchten 66 Prozent der Industrieunternehmen Kurzarbeit anordnen und 55 Prozent neue Aufträge ablehnen zu müssen. In den Freitextantworten werden als weitere mögliche Folgen eine Verknappung von bestimmten Produkten und Störungen in der Lieferkette am häufigsten genannt.
„Die Antworten der Unternehmen machen deutlich, dass die Lage überaus ernst ist“, kommen-tiert Fabian Lauer, stv. Geschäftsführer der IHK und Leiter Wirtschaftspolitik. „Zwar versuchen die Unternehmen mit allen Möglichkeiten gegenzusteuern und ihren Verbrauch an Erdgas zu reduzieren, das ist jedoch nicht unbegrenzt möglich und geht natürlich auch nicht von heute auf morgen“, so Lauer.


Eine knappe Mehrheit (55 Prozent) der Unternehmen sieht für die kommenden sechs Monate keine Potenziale, bei unveränderter Geschäftstätigkeit den eigenen Gasverbrauch zu reduzie-ren. 45 Prozent halten dies für möglich. Die Potenziale werden dabei als unterschiedlich hoch angegeben. Die meisten Unternehmen (36 Prozent) schätzen, dass sie zwischen sechs und zehn Prozent Gas einsparen können. 19 Prozent der Betriebe sehen ein Potenzial zwischen 11 und 15 Prozent. Mehr als 25 Prozent Gas einzusparen, halten immerhin 14 Prozent der Unternehmen für möglich. Wenig überraschend bewegen sich die Einsparpotenziale in der Industrie eher im unteren Bereich. Über die Hälfte der Industrieunternehmen hält es aber im-merhin für erreichbar, zwischen sechs und zehn Prozent an Gas einzusparen.
Um den Gasverbrauch zu reduzieren, denken die Unternehmen vor allem an die Nutzung von erneuerbaren Energien, etwa aus Photovoltaik. Sie erwägen auch weniger zu heizen, die Ener-gieträger umzustellen und stärker auf Homeoffice zurückzugreifen.


Politik muss aktiv werden
Danach befragt, welche Maßnahmen die Politik ergreifen sollte, um eine sichere und bezahl-bare Energieversorgung für die Zukunft zu gewährleisten, wünscht sich das Gros der Befragten
(77 Prozent) den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Ebenfalls auf große Zustimmung (66 Prozent) stoßen eine stärkere Förderung (erneuerbarer) Eigenversorgung so-wie von Energieeffizienzmaßnahmen in den Betrieben. 46 Prozent der Unternehmen wün-schen sich eine mittel- bis langfristige Nutzung der Kernenergie, 44 Prozent befürworten eine zumindest kurzfristige Weiternutzung über 2022 hinaus. Heimische Gasvorkommen durch Fra-cking zu erschließen, wünschen sich nur 19 Prozent der Unternehmen.


Hintergrund
Die IHK Wiesbaden hat ihre Mitglieder zum Thema Gasversorgungskrise befragt. Ziel war es, ein Stimmungsbild zu zeichnen und das Maß der Betroffenheit, den Umfang der bislang ab-sehbaren Mehrkosten sowie Potenziale für mögliche Einsparmaßnahmen zu ermitteln. 132 Unternehmen haben ihre Einschätzung abgegeben, darunter 28 Industriebetriebe und 104 aus anderen Bereichen wie beispielsweise Gastronomie, Einzelhandel, Beratung, Versicherung oder Logistik. Von den Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, geben 39 Pro-zent an, dass ihr Anteil von Erdgas am gesamten Energieverbrauch bei über 40 Prozent liegt. Bei 62 Prozent der Unternehmen liegt der Gasanteil unter 40 Prozent. Nur 8 Prozent kommen ganz ohne Gas aus. Zeitraum der Befragung war der 21. bis 28. Juli 2022.

Die vollständige Auswertung der Unternehmensbefragung ist auf den Internetseiten der IHK Wiesbaden abrufbar. Die IHK wird sich auch im Rahmen ihrer Vollversammlung am 14. September intensiv mit dem Thema Energieversorgung beschäftigen.

Industrie- und Handelskammer Wiesbaden |Wilhelmstraße 24-26 | 65183 Wiesbaden 2/3
www.ihk-wiesbaden.de


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