31.07.2020 – Das Ausbildungsplatz-Angebot liegt weiterhin über der Nachfrage. Handels- und Handwerkskammer appellieren an die Politik, rasch auch den Unterricht zur Berufsorientierung und zur Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf an Corona-Bedingungen anzupassen. Sie schlagen den Einsatz eines Planungsteams mit Vertretern aus Schule und Wirtschaft vor. Die Handelskammer verzeichnet 5.778 neu abgeschlossene Lehrverträge (Stand 30.Juli 2020). Das ist ein Minus von 20,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Handwerkskammer liegt mit 1.577 Neuabschlüssen bei einem Minus von 16,7 Prozent. Das sind 317 Verträge weniger als im Vorjahresmonat. Die meisten handwerklichen Gewerke waren im direkten Vergleich mit besonders unter der Krise leidenden Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Veranstaltungen bislang weniger stark betroffen. Eine Ausnahme bilden aber zum Beispiel die Friseure und Kosmetiker.
Bei der Zahl der offenen Lehrstellen zum Stichtag 30. Juli 2020 ergibt sich ein gemischtes Bild: Die Handelskammer verzeichnet mit 821 Ausbildungsangeboten zehn Lehrstellen mehr als im Vorjahresmonat. Der Lehrstellenzähler der Handwerkskammer steht heute bei 546 freien Lehrstellen, am Vorjahres-Stichtag waren es 797. Für das Ausbildungsjahr 2021 sind bei der Handwerkskammer allerdings bereits 823 freie Lehrstellen gemeldet, 2019 lag diese Zahl bei 442.
Die Kammern gehen davon aus, dass sich die Zahlen noch verbessern, denn durch den Corona-Stillstand verzögern sich die Aktivitäten auf dem Ausbildungsmarkt um mindestens zwei Monate. Ein Ausbildungsbeginn in diesem Jahr ist noch bis in den Oktober hinein möglich. Der Ausbildungsmarkt bleibt also in Bewegung.
Astrid Nissen-Schmidt, Vizepräses der Handelskammer erläutert: „Die Folgen der Corona-Pandemie treffen auch den Ausbildungsmarkt. Viele Betriebe halten aber auch in der Krise an der dualen Berufsausbildung fest. Das ist ein großartiges Signal. Wichtig ist jetzt, dass sich die jungen Leute auf die noch freien Ausbildungsplätze bewerben, denn sie werden jetzt und vor allem nach der Krise dringend gebraucht.“
Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemmann betont: „Kein Bewerber muss befürchten, dass eine Bewerbung nach dem 1. August keinen Sinn mehr hat. Denn die Kammern haben einen gestreckten Ausbildungsstart bis in den Herbst initiiert und viele Betriebe handhaben den Ausbildungsbeginn in diesem Jahr flexibel. Jeder kann sich noch für das Ausbildungsjahr 2020 bewerben – mit sehr guten Chancen, eine passende Lehrstelle im Traumberuf zu finden.“
Das Angebot übersteigt weiterhin die Nachfrage. Mitgliedsbetriebe beider Kammern berichten, dass die Zahl der Bewerbungen in diesem Jahr stark zurückgegangen sei. Als Hauptgrund sehen sie die Verunsicherung junger Menschen, weil es keinen Berufsorientierungsunterricht an den Schulen, weniger Praktika und Vorstellungsgespräche in den Betrieben sowie keine Präsenzveranstaltungen der Kammern für Bewerber und Betriebe gab.
Zwar haben die Kammern in kürzester Zeit eine ganze Reihe Digital-Angebote für Schulabgänger*innen auf die Beine gestellt und in wenigen Wochen findet unter Abstands- und Hygieneregeln auch wieder ein erstes persönliches Vermittlungsformat statt (Azubi-Speed-Dating am 18. September in der Handwerkskammer, am 22. September in der Handelskammer). Dennoch wiegt schwer, dass in den Schulen die Berufsorientierung und Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche in der Krise ins Hintertreffen geraten sind.
„Das muss sich so schnell wie möglich ändern“, fordern die Spitzen der Handels- und der Handwerkskammer: „Wir brauchen neue Lösungen für das Management des Übergangs von der Schule in den Beruf für den wahrscheinlichen Fall, dass es längerfristig keinen Regelbetrieb an den Schulen, wie wir ihn vor der Corona-Pandemie kannten, geben wird.“
Ihr gemeinsamer Vorschlag:
„Im Interesse des Wirtschaftsstandorts Hamburg und im Interesse der Lebens- und Berufsperspektiven unserer jungen Menschen müssen wir gemeinsam die Weichen für eine fundierte Berufswahl und ein funktionierendes Übergangsmanagement unter Corona-Bedingungen stellen. Denn nicht orientierte Schulabgänger*innen ohne klare Anschlussperspektive gehen dem Ausbildungsmarkt auf Dauer verloren, wenn sie vermehrt ins Studium streben. Das schwächt die duale Ausbildung als tragende Säule der Fachkräftesicherung insgesamt. Wir begrüßen deshalb, dass die Jugendberufsagentur nach Ferienende die Berufsberatung an den Schulen wieder aufnimmt. Doch die schulische Beratung für den Übergang Schule-Beruf pandemiefest zu machen, kann nur gemeinsam gelingen. Wir schlagen deshalb ein Planungsteam aus Vertretern von Schulen, Wirtschaft, Jugendberufsagentur und Kammern vor, das Lösungen erarbeitet.“
Weitere Informationen:
Azubi-Speed-Dating der Handwerkskammer am 18. September 2020
Azubi-Speed-Dating der Handelskammer am 22. September
Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hamburg
Lehrstellenzähler für das Hamburger Handwerk
Handwerkskammer Hamburg
Holstenwall 12
20355 Hamburg
Handelskammer Hamburg
Adolphsplatz 1
20457 Hamburg