15.08.2022 - Die Gasversorger haben mitgeteilt, dass ab Oktober von Privathaushalten und Unternehmen eine Umlage auf den Gaspreis in Höhe von 2,4 Cent pro Kilowattstunde geleistet werden muss. Dazu erklärt der Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT), Peter Haas: „Die Gasumlage darf nicht dazu führen, dass Handwerksbetriebe aufgrund dieser unverschuldeten Krise ihre Energiekosten nicht mehr stemmen können und letztlich sogar schließen müssen. Unsere Energie-Einkaufsgemeinschaft prognostiziert für Handwerksbetriebe beim Strom eine Verdopplung der Preise, beim Gas sogar eine Verdreifachung in 2023. Bei einigen Großverbrauchern können es bis zu 600 Prozent im Vergleich zu den letzten beiden Jahren werden. Dabei leiden bereits jetzt viele Betriebe unter der Preisexplosion, beispielsweise Bäckereien. Für einen durchschnittlichen Betrieb kann die Gasumlage schnell zu Mehrkosten von vielen Zehntausend Euro pro Jahr führen.
Eine 1:1 Weiterbelastung der Kosten machen die Kunden schon jetzt nicht mehr mit. Wir brauchen daher Hilfen für belastete Betriebe, um ihre Liquidität zu sichern. Leider hat die Politik bislang nur Großunternehmen bei ihren Entlastungsprogrammen im Blick. Beim Handwerk nahm man bislang an, dass es die höheren Kosten weitergeben kann. Das ist jedoch naiv. Ein weiteres Problem sind Dienstleistungs- und Lieferverträge mit der öffentlichen Hand, zum Beispiel für die Reinigung von Gebäuden oder Krankenhaustextilien. Hier melden uns Betriebe große Probleme bei der Anpassung langfristiger Verträge. Wir erwarten unverzüglich eine Ansage der Landesregierung, dass Länder und Kommunen Preisanpassungen nicht nur ermöglichen, sondern zügig umsetzen. Das Handwerk trägt notwendige Maßnahmen zur Bewältigung der Krise mit. Dafür muss die Politik aber alles tun, um die Betriebe bestmöglich zu unterstützen und Schließungen wegen zu hoher Energiekosten zu vermeiden. Konkret muss die Bundesregierung das Handwerk in ihr neues Entlastungspaket mitaufnehmen – und Baden-Württemberg sollte seine Stimme in Berlin entsprechend erheben.“
Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V. Heilbronner Straße 43 70191 Stuttgart
Umlage bringt weitere massive Belastung für die Wirtschaft
(München, 15.08.2022). Die Bekanntgabe der Gas-Umlage von 2,4 Cent je Kilowattstunde bedeutet nach Einschätzung der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. eine weitere massive Belastung von Verbrauchern und Unternehmen.
vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt: „Die Umlage ist zwar im mittleren Bereich der 1,5 bis 5,0-Cent-Skala angesiedelt, bringt aber dennoch eine erhebliche Belastung für Privathaushalte und Unternehmen mit sich. Sie bedroht viele Unternehmen. Angesichts des Preisniveaus sind Produktionsstopps mit entsprechenden Folgeeffekten für andere Unternehmen oder Industriezweige sowie die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland zu befürchten. Hinzu kommt, dass die Umlage die ohnehin schon hohe Inflation weiter anheizt. Statt eines weiteren Anfachens der Inflation brauchen wir Dämpfungsmaßnahmen. Statt der sehr hohen Belastung in den nächsten eineinhalb Jahren sollte die Erhebung der Umlage zumindest auf fünf Jahre gestreckt werden.“
Die vbw fordert angesichts der dauerhaft hohen Preise dringende Entlastungsmaßnahmen für die Wirtschaft. „Wir brauchen ein umfangreiches Belastungsmoratorium. Dazu gehört das vorübergehende Aussetzen oder zumindest deutliche Absenken der Energiesteuer für alle fossilen Energieträger. Zudem braucht es beim nationalen Emissionshandelssystem dringend ein Moratorium.“
Aus Sicht der vbw muss in dieser massiven Krise mit Hochdruck an einer stabilen Energieversorgung gearbeitet werden: „Beim Erdgas müssen weitere Bezugsquellen erschlossen werden. Zudem braucht es in der Krise einen breiten Energiemix. Dazu müssen neben reaktivierten Kohlekraftwerken auch die verbleibenden Kernkraftwerke zumindest bis zum Ende der Heizperiode im Jahr 2023 genutzt werden. Daneben braucht es jetzt einen Turbo bei der Energiewende. Der massive Ausbau von erneuerbaren Energien und des Stromnetzes stärkt die Unabhängigkeit im Energiesektor und dämpft die Strompreise. Hier brauchen wir mehr Tempo und schnellere Verfahren“, so Brossardt abschließend.
Gasumlage: Mehreinnahmen zurückgeben!… fordert der Bund der Steuerzahler und hat kommende Belastungen berechnet
2,419 Cent pro Kilowattstunde müssen Bürger und Unternehmen ab dem 1. Oktober für die neue Gasbeschaffungsumlage zahlen. Das hat „Trading Hub Europe“, ein Zusammenschluss der Gas-Netzbetreiber, heute bekanntgegeben. Hinzu kommt nach derzeitigem Stand die Mehrwertsteuer in Höhe von 0,46 Cent pro Kilowattstunde. Dazu stellt der Bund der Steuerzahler (BdSt) fest: Angesichts der ohnehin schon stark gestiegenen Energiekosten bedeutet die neue Umlage eine erhebliche Mehrbelastung für Privathaushalte und Betriebe. Ganz konkret: Nach BdSt-Berechnungen wird ein Single-Haushalt (6.000 kWh/Jahr) durch die neue Umlage und die darauf erhobene Mehrwertsteuer pro Jahr insgesamt um rund 170 Euro mehr belastet. Ein Zwei-Personen-Haushalt (10.000 kWh/Jahr) wird um 290 Euro mehr und ein Vier-Personen-Haushalt (18.000 kWh/Jahr) um rund 520 Euro im Jahr mehr belastet.
BdSt-Appell: Keine Mehrwertsteuer auf die Gasumlage!
Der Bund der Steuerzahler fordert, dass die Bundesregierung die verbleibenden Wochen dazu nutzt, um eine Lösung zu finden, dass keine Mehrwertsteuer auf die neue Umlage erhoben wird. Sollte dies nicht gelingen, müssen die Mehreinnahmen durch die Steuer auf die Umlage konsequent an die Bürger zurückgegeben werden – beispielsweise über die Senkung der Stromsteuer auf den von der Europäischen Union vorgegebenen Mindestbetrag! Zur Verdeutlichung: Allein die Mehrwertsteuer, die auf die Gasumlage erhoben wird, beträgt bei einem Vier-Personen-Haushalt rund 80 Euro pro Jahr.
Unabhängig von der Diskussion um die Besteuerung der neuen Umlage muss klar sein, dass die Gasumlage nur so lange wie dringend nötig erhoben werden sollte. Sobald die Gasimporteure wieder in der Lage sind, die Mehrkosten ohne die Gefahr einer Insolvenz zu tragen, sollte die Umlage abgeschafft werden. Nicht zuletzt macht die Mehrbelastung durch die Umlage deutlich, wie wichtig es ist, dass inflationsgeplagte Bürger und Betriebe nicht noch an anderer Stelle zusätzlich belastet werden. Deshalb setzt sich der Bund der Steuerzahler zum Beispiel weiterhin dafür ein, dass die Politik die ungerechte kalte Progression komplett abschafft.
Hintergrund ist die angespannte Lage auf den Energiemärkten, die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Drosselung russischer Gaslieferungen noch verschärft wurde. Die neue Gasumlage soll Unternehmen vor der Insolvenz bewahren, die aufgrund des externen Schocks und der hohen Beschaffungskosten ihren Lieferverpflichtungen nicht mehr nachkommen können.
Bund der Steuerzahler Deutschland e.V., Reinhardtstraße 52, Berlin, Berlin 10117 Deutschland
Handwerkskammer protestiert gegen Gasumlage
Ab Oktober müssen alle Gasverbraucher, Unternehmen und Privathaushalte, eine sogenannte Gasumlage zahlen. Das Handwerk kritisiert die Umlage als neuerliche Belastung auch für die Handwerksbetriebe.
„Das Maß an finanziellen Belastungen für die mittelständische Wirtschaft ist überschritten. Die Gas-Umlage wird bei einem durchschnittlichen Handwerksbetrieb im Kammerbezirk zu jährlichen Mehrkosten von 2.500 bis 3.000 Euro führen“, sagt Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle. In den energieintensiven Gewerken wie Bäckereien und Metallbau des Handwerks ist mit einer deutlich höheren Belastung zu rechnen.
Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle befürchtet infolge der neuen Gasumlage zudem ein weiteres Anheizen der Inflationstendenzen. „Betrieben bleibt nichts Anderes übrig, als die steigenden Kosten an den Verbraucher weiterzugeben. Durch die weiter steigenden Energiepreise müssen Betriebe um ihre Existenz bangen“, warnt Neumann.
Handwerkskammer Halle (Saale)
Gräfestraße 24
06110 Halle