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Mit der Sommerausstellung 2020 öffnet die Handwerksform Hannover Anfang Juni wieder ihre Tore. Allerdings müssen die Besucher*innen des Ausstellungszentrums der Handwerkskammer mit einigen Einschränkungen rechnen. „Wir sind glücklich, dass wir wieder öffnen können,“ erklärt Dr. Sabine Wilp, Leiterin der Handwerksform Hannover. „Kunsthandwerk nur digital zu zeigen, das reicht einfach nicht aus. Wir freuen uns daher sehr, dass wir die Handwerksform mit der Sommerausstellung jetzt wieder dem Publikum zugänglich machen können.“ Allerdings ist mit einigen Auflagen zu rechnen. Maximal 20 Personen gleichzeitig werden Einlass in die Handwerksform finden. Auch die derzeit geltenden Hygiene- und Kontaktregeln müssen eingehalten werden. Und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist verpflichtend.

 

Das Thema der diesjährigen Sommerausstellung passt wunderbar in die Zeit. Alles dreht sich um die Farbe „grün“, die in vielen Facetten in der Natur vorkommt und die zugleich auch Ausdruck für die Hoffnung ist. In der jetzigen Zeit ein ermutigendes Signal. 47 angewandte Künstler*innen aus den Werkbereichen Glas, Holz, Keramik, Leder, Papier, Schmuck, Textil, zeigen in der Handwerksform Hannover, was ihnen zum Thema eingefallen ist. Das Spektrum der Farbe ist breit. Es reicht vom dunklen Flaschengrün über Grasgrün bis hin zu Jadegrün, Oliv oder Mint, Blass- oder Giftgrün.

 

Glas

 

Wenn man Pflanzen und Wald liebt, was liegt dann für eine Glaskünstlerin näher, als sich genau hier das Vorbild für ihre Arbeiten zu suchen. Simone Fezer ließ sich von Blättern inspirieren und hat mit unterschiedlichen Glasbearbeitungsmethoden versucht, der Vielfalt des Blattgrüns Ausdruck zu verleihen. In massiven gegossenen Schalen mit reliefartig eingeschnittenem Blattmotiv, in zarten Pate de Verre-Schalen und in glatten und glänzenden Schälchen aus frei am Ofen geformten Blättern, die sich öffnen, um etwas zu bergen und aufzunehmen. Eine wahre Hommage an den Wald und die Natur.

 

Für Sybille Homann hat der Begriff „grün“ eine doppelte Bedeutung. Sie arbeitet hauptsächlich mit Flaschenglas, das in vielen grünen Nuancen vorkommt.  Es stimuliert die Glaskünstlerin zu immer neuen Proportions- und Farbkombinationen. Das wird vor allem bei ihren Leuchten besonders schön sichtbar. Ihre Schalen schmelzt sie aus Floatglas. Je dicker das Glas, desto mehr erscheint der typische Grünton, der an gefrorenes Eis erinnert. Aber auch im übertragenen Sinne spielt der Begriff „grün“ für Sybille Homann eine Rolle, denn sie arbeitet hauptsächlich  mit recyceltem Glas. Nachhaltigkeit spielt bei ihr eine große Rolle.

 

Eine weitere Facette der Glasgestaltung fügen die Arbeiten von Carolin Schwan zur Ausstellung hinzu. Die grüne Färbung des Glases, hervorgerufen durch die Zugabe von Eisen- und Chromoxid, ist in all ihren Objekten vorhanden. Aber die verwendeten Metalle sind nicht nur für die Färbung verantwortlich. Schwan verwendet auch metallene Geflechte aus Chrom-Eisen-Nickel-Draht, die in das Glas eingeschlossen sind als zusätzliches Gestaltungselement.

 

Keramik

 

Der Keramiker Mike Byrne lebt und arbeitet in Irland. Er hat sich für die Arbeiten, die in der Ausstellung gezeigt werden, von der Natur inspirieren lassen. Felder, Hecken, langes Gras, hohe Bäume und das Flussbett und die Ufer des Shannon, der in der Nähe seines Hauses vorbeifließt, haben Eingang in seine keramischen Objekte gefunden.

 

Helene Scharge steuert zur Ausstellung einen Teil ihrer Porzellankollektion bei. Das Einfärben von Porzellan steht bei ihr im Fokus. Eigens entwickelte Farben sind so abgestimmt, dass sie miteinander harmonieren. Das Porzellan wird von Hand gegossen. Ihre Kollektion umfasst Tafelgeschirr für den modernen Tisch, das sich durch reduzierte Formen und hohe Funktionalität auszeichnet. Innen glasiert und außen biskuit erhält das Porzellan eine feine, samtige Oberläche, da es nach dem Brand poliert wird.

 

Normalerweise lässt Martina Sigmund-Servetti die Oberflächen ihrer Porzellanarbeiten unglasiert, um die Sinnlichkeit der samtigen Oberfläche und die besondere Haptik des Porzellans direkt erfahrbar zu machen. Mit einer Ausnahme: die Kupferseladonglasur. Die halbtransparente, grünblaue Glasur unterstreicht den Charakter des Porzellans so schön, dass ich sie überwiegend für alle Arbeiten um den Tee verwende. Das leichte, frische und wässrige Grün schafft Leichtigkeit, Klarheit und Ruhe. Das Craquelee verleiht der Glasur eine Tiefe, die an gebrochenes Eis erinnert oder an den Blick auf die karibische See. Widersprüchlich wie das Porzellan selbst in seinen Eigenschaften.

 

Schmuck

 

Mario Albrecht fertigt Schmuck aus Verpackungsmüll, genauer gesagt aus Obst- und Gemüsenetzen. Upcycling und Nachhaltigkeit sind ihm ausgesprochen wichtig. Die Brosche „green II“ ist Teil der Kollektion „vernetzt“. Bis zum Schluss war nicht klar, ob er genügend Netze bekommen würde, um das Schmuckobjekt zu fertigen, denn grüne Netze sind äußerst selten. Die Brosche besteht aus etwa 50 Obstnetzen, die in mehreren hundert Lagen an der Rückseite fest verschweißt sind. Die offene Vorderseite bildet eine feine Struktur, inder die unterschiedlichen Lagen teils nur als Farbschatten zu erkennen sind.  Die dezente Broschierung aus Silber hält eine Nadel aus Dentaldraht.

 

Inspiriert wurde Mareen Alburg Duncker bei ihrem Halsschmuck „für Eva“ durch das Bild „Adam und Eva“ von Lucas Cranach dem Jüngeren. Die Feige ist die älteste namentlich erwähnte Pflanze des Garten Eden in der biblischen Schrift. Allgemein steht die Feige im alten Testament für Wohlstand und Frieden. In dem Halsschmuck „für Eva“ werden giftgrüne Feigen von großen, goldenen Ösen gehalten und bilden einen starken Kontrast in Form und Farbe. Verziert mit feinen Perlen und leuchtenden Smaragden wird der edle Charakter des Schmuckes unterstrichen. Auch für die Ohrfeigen wurden getrocknete Früchte verwendet und mit feinem japanischem Lack in mehreren Schichten behandelt. Die Farbe entfaltet dadurch ihre Leuchtkraft. Die großen Feigen sind mit Gelbgold kombiniert und mit Rubinen ergänzt, die wie Tropfen wirken und das Licht einfangen. Bei dem weiteren Paar Ohrfeigen wird die Frucht mit einem silbernen Blatt geschützt.

 

Anja Bette schafft Skulpturen für den Körper: tragbar, sichtbar, auffällig, schmeichelnd. Vor 2 Jahren, nach den heftigen Herbststürmen entdeckte sie ein neues und nicht vertrautes Material: Holz, Stammabschnitte der vielen umgefegten Bäume.
 Alle faszinierten sie in ihrer gewachsenen Form, der natürlichen Mathematik und mit ihrer sinnlichen Ausstrahlung. Das Ergebnis einer langen Auseinandersetzung mit verschiedenen Holzarten sind Armreifen.
 Gehaltvoll, natürlich und mit architektonischer Präsenz. Jeder anders und einzigartig. Gewachsenes Grün!

 

Mit ihren Kreationen erschafft Nora Kovats ein Fenster in ein botanisches Fantasiereich, in dem filigrane Strukturen und ausdrucksstarke Farben zu einer ganz eigenen Formsprache verwoben werden. Die Farbe Grün, mit ihren Assoziationen von lebenspendendem Chlorophyll und immer wiederkehrender Frühlings-Hoffnung, spielt in diesem imaginären Paradiesgarten eine zentrale Rolle. Grün, hell und dunkel, kann sowohl natürlich als auch unnatürlich wirken, realistisch oder ausgedacht, ein Zeichen für neues Leben oder absinthfarbenes Gift darstellen. Kurzum birgt Grün in sich eine Dualiät, die auch in der Paradiesthematik wieder aufgegriffen wird: ein Paradies kann nur durch die Sehnsucht danach und das gleichzeitiges Wissen seiner Unmöglichkeit lebendig werden. Dabei hat Nora Kovats die unendlich faszinierende Gestaltungstechnik des Emaillierens für sich entdeckt: aus dem Feuer geboren, sind die gebrannten Farben und Texturen unvorhersehbar und einzigartig. Der kreative Prozess ist zwar steuerbar, jedoch bleibt ein Zufallselement, das den Entwürfen etwas Verspieltes, Magisches verleihen kann.

 

Textil

 

Unter dem Label bylleBags entwirft und fertigt Sibylle Berkefeld textile Taschen und Accessoires. So entstehen Unikate sowie Kleinserien verschiedener Produktgruppen, wie Taschen in unterschiedlichen Größen und Formen und passend dazu z.B. Etuis und Kosmetiktaschen. Die Produkte werden aus Baumwollstoffen, die mit einer Acrylbeschichtung versehen sind, in Hannover handgefertigt. Die Beschichtung gibt der sehr leichten Tasche hohe Stabilität, der Stoff ist zudem wasser- und schmutzabweisend. Speziell für das Thema „Es grünt so grün“ hat Sibylle Berkefeld mit ultraleichtem, kräftiggrünem Nylon experimentiert. Das Ergebnis sind federleichte Taschen mit organischer Silhouette. Wie Knospen, die gerade aufbrechen: Awakening!

 

Im Teppichatelier bodenkleid in Hannover- Linden kreiert die Textildesignerin Julia M. Langstein einzigartige Teppiche aus hochwertigen Naturmaterialien wie besten, reinen Schurwollgarnen. Die Teppiche werden für die Kunden exakt konzipiert und hergestellt, individuell in Form, Farbe und Format. Es entstehen Unikate und Kleinserien in bestechend mutiger oder eleganter Farbwahl. Vom Farbrausch bis zur ruhigen Noblesse entstehen so echte Bodenkleider. Besonders die Farbe Grün in all ihrer Vielfalt begeistert Langstein schon seit langer Zeit. Lindgrün für ´Mooseteppiche` , dunkles Smaragdgrün für edle, ruhige Muster, Mintgrün mit Blüten, abstrakt und mit allerlei anderen Farben kombiniert. Grün wird nie langweilig, kommt nie aus der Mode, ist immer präsent!

 

Sabine Stasch fertigt Unikathüte, Fascinators und Kappen aus Haarfilzen und edlen Wollqualitäten. Ihre Objekte zeichnen sich durch schlichte Formensprache, markante Linienführung und skulpturale Details aus. Dies spiegelt sich auch in der Objektreihe für die Ausstellung „Es grünt so grün“ wider. Verwendet wurden das typische Material der Hutmacherin, der Kaninhaarfilz, für unterschiedlichste Hutformen: vom klassisch abgewandelten Fedora über Kappen bis zum Fascinator mit unterschiedlichen Oberflächen optisch variiert, wie dem langhaarigen Melusine, dem etwas kürzeren samtigen Velours - plastisch ausgearbeitet oder auch bedruckt und bestickt.Farbige Textilien drücken Stimmungen und Gefühle aus. Der Mensch nutzt diese Wirkungskraft bei der Wahl seiner Kleidung. Wenn man Eigenschaften mit Farbe beschreiben wollte, würden Menschen laut Umfragen* etwa Jugend, Hoffnung, Lebendigkeit, Stille oder auch Vertrauen am Ehesten mit der Farbe GRÜN in Verbindung bringen. Ein Hut oder eine Kopfbedeckung ist ein Accessoire, mit dem die Trägerin ein Signal setzen und sehr gut eine Stimmung zum Ausdruck bringen kann. Ich möchte mit den Titeln meiner Filzobjekte nicht nur optisch, sondern auch an die emotionale Wirkung der Farbe Grün erinnern, an die Kraft der Farbe, die sie in den Gefühlen des Betrachters und der Trägerin auslösen...

 

Holz

 

Eine wundervolle grüne Schalenserie steuert Elke Hirsch zur Ausstellung bei. Sie verwendet überwiegend Hölzer aus Baden-Württemberg.  Bei diesen exklusiven Schalen handelt es sich um außergewöhnliche Unikate, die sich durch ihre Größe, Gewicht und vollkommene Oberflächengestaltung auszeichnen. Es braucht Zeit, um aus einer über 100jährigen Eiche eine Schale in dieser Wertigkeit mit Hand zu drechseln. Jede einzelne Rille wird mit handwerklichem Können mit einem Meißel in die massive Außenwand der Schale gestochen.

 

Auch Klaus Kirchner zeigt gedrechselte Arbeiten. Ihm geht es bei seiner Arbeit vor allem darum, die natürliche Schönheit des Holzes herauszuarbeiten. Fehler, Äste, Risse und Überwallungen üben auf ihn einen besonderen Reiz aus. Nach dem Drechselprozess bearbeitet er das Holz in unterschiedlicher Weise: schleifen, schnitzen, bürsten, colorieren, brennen, strukturieren, ölen oder wachsen. In der Sommerausstellung zeigt er eine neue Serie von hellen Holzobjekten, die mit einem zarten Grün konturiert wurden.

 

Leder

 

Sylvia Wegener designt und fertigt Alltagsbegleiter der besonderen Art, hochwertige Ledertaschen in unkompliziertem Design. Ihre Modelle sind in traditioneller Handarbeit gefertigt, gradlinig, schlicht, detailreduziert und feminin. Sie können durch die Farbgebung ein auffallendes, oder elegant, schlichtes Accessoires sein. In jedem Fall aber unterstreichen sie den Stil ihrer Trägerin. Durch die hochwertigen Materialien, eine saubere Verarbeitung und das klassische Design sind diese Taschenmodelle für einen langlebigen Gebrauch. Von hellem Apfelgrün bis zu einem sehr dunklen Grün reicht die Farbpalette der unterschiedlichen Taschenmodelle, die von ihr in der Ausstellung zu sehen sind.

 

Papier

 

Durch eine komplexe Origami-Falttechnik wird bei Jutta Müntefering aus einem flachen Bogen Papier ein dreidimensionales  Leuchtobjekt. Spannungsreich ist die Kombination von dunkelgrünem und weißem Papier. Während die graugrüne obere Hälfte komplett opak ist und kein Licht durchlässt, werden die Faltungen im transluzenten unteren Bereich bei Beleuchtung interessant in Szene gesetzt. Ein Lampenschirm mit zwei Gesichtern

 

Ausstellungsdauer:
06.06.2020 bis 04.07.2020

 

Öffnungszeiten:
Di – Fr 11-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr

 

Ausstellungsführungen digital:
Do, 11.06.2020, 16.30 Uhr
Do, 25.06.2020, 16.30 Uhr
Durch die Ausstellung führt Diplom-Designer Rüdiger Tamm (Webvideo auf www.facebook.com/handwerksform.hannover und www.youtube.com/handwerkskammer_hann ).

 

Teilnehmer*innen:

 

Mario Albrecht / Mareen Alburg Duncker / Anne Andersson / Jutta Arndt / Susanne Bartram / Sibylle Berkefeld / Anja Bette / Mike Byrne / Maike Dahl/ Christine Demmel/ Simone Fezer / Urte Hauck / Elke Hirsch / Sybille Homann / UIrike Isensee / Hilde Janich / Silke Jüngst / Gisela John / Ute Ketelhake / Klaus Kirchner / Bettina Klink-vonWoyski / Jil Köhn/ Nora Kovats / Guido Kratz / Marina Krog / Marion Krüger / Gisela Kulling / Julia M. Langstein / Lisa Liesges / Sigrid Mateja-Kasprzyk / Martin Mindermann / Eva Moosbrugger / Jutta Müntefering / Beate Pfefferkorn / Dagmar Rehse /  Anett Röstel / Helene Scharge / Angela Schönewald / Heike Schumann / Carolin Schwan / Sham Patwardhan-Joshi / Martina Sigmund-Servetti / Sabine Stasch / Susan Sting / Lenie Voortman / Sylvia Wegener / Katharina Willsch-Werner

Handwerkskammer Hannover
Berliner Allee 17
30175 Hannover

 

 

 


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