Führungselite im Rheinischen Handwerk wächst um 942 Jungmeister Annähernd jeder zweite Absolvent will gründen, mehr als drei Viertel wollen selbst ausbilden.Mehr Nachwuchs im Kfz-Gewerbe – Rückgang im Ausbauhandwerk. - 68. Zentrale Meisterfeier am Sonntag mit Bundesbildungsministerin Prof. Johanna Wanka. Im Bezirk der Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf haben im vergangenen Jahr 942 Handwerkerinnen undHandwerker die Fortbildungsprüfung zum Meister und zur Meisterin bestanden.
Das der kleinste Jungmeisterjahrgang seit mehr als 50 Jahren. In den Jahren davor zählte die Akademie der HWK 1028 (2015)bzw. 950 (2014) Absolventen. „Die überjährigen Schwankungen hängen nicht zuletzt mit der konkreten Terminierung der Kurse zusammen – also davon ab, ob drei, vier große Meisterklassen zum Beispiel im Elektro- oder Kfz-Handwerk erst im Januar/ Februar statt schon im Dezember enden“, relativierte der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf Andreas Ehlert am Donnerstag vor Journalisten die Aussagekraft derAbsolventenzahlen.
„Langfristig ist die Nachfrage nach Meisterfortbildung stabil und bewegen sich die Prüfungszahlen seit zwei Jahrzehnten um die tausend.“ Die erfolgreichen Prüflinge werden am Sonntag in der Düsseldorfer Stadthalle ihre begehrten Meisterurkunden in Empfang nehmen. 16 Jungmeister/innen erhalten als jahresbeste Absolventen den Meisterbrief auf offener Bühne. Zur 68. Auflage der zentralen Düsseldorfer Meisterfeier erwartet die Kammer 2.500 Teilnehmer - und Bundesbildungsministerin Prof. Johanna Wanka als Festrednerin.
Eine Umfrage der Kammer unter allen Absolventen untermauert die überragende Stellung der Meister- als Unternehmerschule: Danach plant rund jeder zweite Jungmeister (46 Prozent, wie im Vorjahr) eine Unternehmensgründung oder -Übernahme - oder er hat diesen Schritt bereits vollzogen. Noch stärker ist die Bereitschaft ausgeprägt, die frisch erworbene Kompetenz auf Meisterlevel an den Nachwuchs weiterzugeben:
Mehr als drei Viertel der Absolventen (77 % der Meister/innen; Vorjahr: 75 %) wollen später selbst ausbilden. 60 Junghandwerker (Vorjahr 64) erwarben die Meisterqualifikation in einem der 53 seit 2004 zulassungsfreien Handwerke, in denen die Meisterprüfung nicht mehr obligatorisch ist für den Gewerbezugang. „In den einst größeren Ausbildungsberufen zum Fliesenleger, Estrichleger oder Raumausstatter gibt es keinen einzigen nachrückenden Meister mehr. Da zur Meisterprüfung auch der Erwerb und die Prüfung der Eignung als Ausbilder gehört, verschwindet in diesen Berufen auch die berufspädagogische Fähigkeit zur betrieblichen Unterweisung von Nachwuchs“, legte der Kammerchef den Finger in die Wunde des vom Gesetzgeber vor einigen Jahren verordneten Qualifikationsverfalls.
Das Durchschnittsalter der Meisterabsolventen beträgt 29 Jahre. In 32 Berufen vom Augenoptiker über denGalvaniseur und Glasbläser bis zum Zahntechniker haben Handwerkerinnen und Handwerker Meisterschulen besucht. 242 Qualifikanden „bauten“ ihren Abschluss im Kraftfahrzeuggewerbe (plus zwölf Prozent), 238 in einem Ausbauhandwerk (minus 26 %), 155 in einem Dienstleistungsberuf (Friseur, Maßschneider, Bestatter) und 125 in der Branchengruppe des Gewerblichen Bedarfs (u.a. im Metallbau, in der Feinwerk- und der Landmaschinenmechanik). Sie erwarben ihre Qualifikation in addiert 1,5 Mio. Unterrichtsstunden. 204 (21,7 %; Vorjahre 21,2 % und 20,1 %) erfolgreiche Meisterprüflinge sind weiblich. „Ein leichter Zuwachs, der jedoch wesentlich dynamischer verlaufen müsste, um dem großen Bedarf an Betriebsnachfolgern abzuhelfen. Die Akademie der Kammer, die unsere Meisterschulen betreibt, hat deshalb eine Pro-Meisterinnen-Kampagnegestartet und setzt gezielt Anreize für die wachsende Zahl an jungen Frauen, die keine Scheu mehr haben, sich in einem technikdominierten Umfeld zu bewähren“, beleuchtete Ehlert den geschlechtsspezifischen Aspekt näher.
Der Meistertitel bleibt international begehrt. 71 neue Meister/-innen sind ausländischer Herkunft (Quote 7,5 %,Vorjahre 7,8 % und 7,0 %). Sie kommen aus der Türkei (25) und weiteren 19 Staaten – unter anderem aus Russland, Kasachstan und Kirgisistan. Aus den Krisengebieten des Nahen Ostens: aus Syrien, dem Iran und dem Libanon fand auch eine Anzahl Flüchtlinge in die Aufstiegsfortbildung im Handwerk.
Regional entfällt die größte Kohorte an Jungmeistern auf die Landeshauptstadt (85); gefolgt von den KreisenMettmann (76), Wesel (73), Neuss (64), Kleve (57), Viersen (56) und den Städten Essen (53) und Wuppertal (42). „Die Meisterurkunde ist das nachhaltigste Wertpapier der deutschen Volkswirtschaft. Das Bewusstsein um die herausragende Stellung und das immense Karrierepotenzial der dualen Berufs- und Meisterausbildung ist bei allen demokratischen Parteien spürbar gewachsen. Die neue Wertschätzung strahlt ab: In den letzten Monaten sind die Anmeldezahlen an den Meisterschulen wieder angestiegen. Das Qualifizierungsmodell Meister lebt“, zog Handwerkspräsident Ehlert ein optimistisches Fazit.
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