Ruhr-Handwerk greift in Debatte um Zukunft des Ruhrgebiets ein. Arbeitsverbund „Handwerk Region Ruhr“ und RVR zeichnen „Masterplan Klimaschutz“. Die Handwerkskammern und lokalen Handwerksverbände im Ruhrgebiet greifen in die Debatte um die Zukunft des „Reviers“ ein. Ein neu formiertes Aktionsbündnis „Handwerk Region Ruhr“ aus Organisationen der wirtschaftlichen Selbstverwaltung des Wirtschaftssektors an Ruhr, Emscher und Lippe hatte am Dienstagabend zu einer eigenen Ruhrkonferenz des Handwerks in die Zeche Zollverein in Essen eingeladen. Die Zielsetzung: Mit Politikern, lokalen Verwaltungsspitzen und Verantwortungsträgern aus mehr als 150 Handwerksbetrieben ein Positionspapier mit dem programmatischen Titel Mittelstandsmetropole Ruhr! vertiefend zu erörtern.
Das Handwerk fordert mit seinem Debattenimpuls eine grundsätzliche strukturpolitische Neuausrichtung der Ruhrförderung in Richtung der Potenziale aus der mittelständischen Wirtschaft ein. „Die Abhängigkeit der Region von Monostrukturen muss aufhören“, betonte Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. Das Handwerk operiere mit rund 282.000 Erwerbstätigen „längst auf Augenhöhe mit der Industrie und ist mit seinen knapp 45.000 Betrieben Stütze des Unternehmertums in der Region“, so Schröder zu den veränderten Proportionen bei der Wertschöpfung der Ruhrwirtschaft. Er sprach sich dafür aus, bessere mikroökonomische Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen, ganz besonders fürs Berufliche Bildungswesen, dessen Infrastruktur in der Region Ruhr als besonders modernisierungsbedürftig klassifiziert wird.
Schröder verwies zudem darauf, dass das Handwerk wertvolle Erfahrung der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen einbringe. „Wir von der Kammer Dortmund haben seit 2015 vier Flüchtlingsprojekte durchgeführt und mehr als 90 Teilnehmer erfolgreich in eine Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung vermittelt. Diesen Weg werden wir weitergehen.“ Er plädierte darüber hinaus dafür, den Forschungstransfer zwischen Hochschulen, Technologiezentren, Handwerk und Mittelstand auszubauen und die Digitalisierung in den Unternehmen weiter voranzubringen.
„Das Ruhrgebiet muss sich mehr auf die Kreativität dezentraler Einheiten, vor allem auf die Ausbildungs-, Beschäftigungs- und Innovationskraft der kleinen und mittleren Unternehmen besinnen“, unterstrich Andreas Ehlert, Präsident der HWK Düsseldorf und des Dachverbands Handwerk.NRW. Kammer-Präsident Hans Hund aus Münster sagte: „Wir wollen, dass in der Region Ruhr ein breit verankertes Unternehmertum zum Träger von Wertschöpfungsprozessen im Zeitalter der Digitalisierung wird.“
Als ersten greifbaren Ausdruck der verstärkten Konzentration des Handwerks auf die Ruhr-Entwicklung zeichneten die Präsidenten der Ruhr-Kammern und elf Kreishandwerksmeister sowie die Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr, Karola Geiß-Netthöfel, einen „Masterplan Klimaschutz des Handwerks Region Ruhr in Kooperation mit dem RVR“. Er soll die Verabschiedung von Klimaschutzpakten des Wirtschaftsbereichs mit den Kommunen des Reviers dynamisieren und bis 2023 möglichst flächendeckend sichern. Im Mittelpunkt stehen Ziele und Maßnahmen der qualitätsvollen energetischen Gebäudesanierung, der Ausbau der Solarenergie, die betriebliche Energieeinsparung und die Mobilitätswende im Revier. Geiß-Netthöfel: „In Sachen Klimaschutz haben wir mit den Handwerkskammern jetzt einen starken regionalen Akteur an der Seite. Gemeinsam wollen wir die energiewirtschaftlichen Herausforderungen der Metropole Ruhr meistern – und das Handwerk auch bei unseren Bildungsaktivitäten künftig besser einbinden.“
Handwerkskammer Dortmund
Ardeystraße 93
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