Volle Auftragsbücher, aber Fachkräftebedarf steigt weiter - Neun von zehn Handwerksbetrieben berichten von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage, was fast an die Höchstwerte des Vorjahres heranreicht. Die Betriebsauslastung ist auf einen Rekordwert von 83 Prozent geklettert, was dem besten Wert seit 1991 entspricht. Zudem belegen die Auftragsbestände von durchschnittlich gut neun Wochen eindrücklich die allgemeine Klage über Handwerkermangel. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Wiesbaden für das zweite Quartal. Für Kammerpräsident Klaus Repp läuft es im heimischen Handwerk weiterhin gut, das starke erste Quartal 2019 werde fortgesetzt. Mit Blick auf die aktuelle Bewertung der Geschäftslage kann er feststellen: „Dieser Höchstwert für ein zweites Quartal wird nun schon das dritte Jahr in Folge gehalten.“
Kaum Bewegung beim Fachkräftemangel
Noch immer trotze das Handwerk der beginnenden Industrierezession, doch zeigt sich für Präsident Repp deutlich die andauernde Gefahr des Fachkräftemangels. Das Handwerk drohe zunehmend an seine Wachstumsgrenzen zu stoßen, sollte es nicht gelingen, beim Personalaufbau spürbar voranzukommen. „Einzig im Bauhauptgewerbe konnte eine größere Zahl der befragten Betriebe im zweiten Quartal die Belegschaft vergrößern. Die anderen Handwerksbranchen mussten indes zumeist einen negativen Beschäftigungssaldo hinnehmen“, so Repp. Zum Ende des zweiten Quartals ist der Beschäftigungssaldo erneut negativ. Den zwölf Prozent der Betriebe, die von einem Beschäftigungsanstieg gegenüber dem Vorquartal berichten, stehen 13 Prozent gegenüber, bei denen die Beschäftigtenzahl gesunken ist.
Auftragslage und Wartezeiten für Kunden gestiegen
24 Prozent der Befragten berichteten von gestiegenen Auftragseingängen, 59 Prozent von konstanten und lediglich 16 Prozent von nachlassenden Ordern. Damit wird das hohe Niveau der Vorjahresquartale gehalten. Bau- und Ausbauhandwerk sind bestimmend für diese positive Bilanz, aber auch bei der Kfz-Branche halten sich die Anteile der Betriebe mit gestiegenen und gesunkenen Auftragseingängen die Waage. Die vorhandenen Bestellungen lasten die Betriebe für die kommenden neun Wochen aus (Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal um eine Woche). Im Bauhauptgewerbe zeichnet sich eine außergewöhnlich hohe Nachfrage ab, die die Auftragsbestände auf über 13 Wochen anwachsen lässt. Ähnlich wachsen die Wartezeiten für die Kunden des Baunebengewerbes, hier stehen im Durchschnitt Aufträge für über elf Wochen in den Büchern.
Erwartungen: Zurückhaltend, aber nicht negativ
Die Prognose bis zum Ende des dritten Quartals lässt eine Fortschreibung der Auftragssituation erwarten: neun Prozent der Betriebe rechnen mit einer weiteren Belebung der Nachfrage und zwölf Prozent mit einem Rückgang, während eine breite Mehrheit von 79 Prozent von einer stabilen Situation ausgeht. Gemäß der Einschätzung der Befragten wird es dem Handwerk im Kammerbezirk Wiesbaden gelingen, sich im kommenden Quartal weiterhin von der allgemeinen Konjunkturabkühlung abzusetzen. Verglichen mit dem Vorjahresquartal sind die Erwartungen nur minimal rückläufig, so dass sich nach der zufriedenstellenden Bilanz des ersten Halbjahres 2019 ein positiver Verlauf des dritten Quartals erwarten lässt.
Handwerkskammer Wiesbaden
Bierstadter Straße 45, 65189 Wiesbaden