IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster warb für die betriebliche Ausbildung.- „Erwartungshaltung hat sich geändert - Der eigentliche Auftrag ist bis heute unverändert: Es geht darum, die berufliche Handlungskompetenz des Nachwuchses zu fördern. Durch den fortschreitenden technologischen Wandel ergeben sich dennoch ganz neue Herausforderungen für die Ausbildungsverantwortlichen“, unterstrich Michael Härtel vom Bundesinstitut für Berufsbildung im Zuge des 5. Ausbildungsforums der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) in der Siegerlandhalle. Den rund 180 Besuchern verdeutlichte er, dass es inzwischen nicht mehr genüge, Experte im eigenen Fachgebiet zu sein. Mindestens ebenso wichtig sei es, souverän und zielgerichtet mit den digitalen Medien umzugehen und die Auszubildenden bestmöglich zu verstehen.
„Die Erwartungshaltung der Jugendlichen hat sich im Verlaufe der letzten zehn bis 15 Jahre deutlich verändert“, ordnete der Referent ein. Seit der Einführung des ersten Smartphones habe sich die Affinität junger Menschen zu modernen Medien sukzessiv verstärkt. Das bleibe nicht ohne Folgen. Nur wer als Betrieb über die Social-Media-Kanäle kommuniziere und beispielsweise sein Ausbildungsangebot auf diesem Wege vorstelle, könne letztlich die relevante Zielgruppe für sich begeistern. Auf welche Formate und Optionen ein Unternehmen dabei zurückgreifen solle, müsse es hingegen individuell entscheiden. In sogenannten Anwender-Workshops des Bundesinstituts für Berufsbildung können Ausbilder ihre Medienkompetenz schulen und sich somit besser auf die Interaktion mit den Jugendlichen vorbereiten. Die Digitalisierung spiele aber natürlich nicht nur bei der Akquise neuer Mitarbeiter eine große Rolle, sondern auch bei der täglichen Arbeit in den Firmen. Entscheidend sei die Erkenntnis, dass damit neben den Schwierigkeiten vor allem jede Menge Chancen und Potenziale einhergehen.
IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster warb anschließend dafür, die gesellschaftliche Bedeutung der betrieblichen Ausbildung zu stärken. Im heimischen Kammerbezirk weise die Statistik in diesem Punkt beeindruckende Werte auf. So sei die Zahl der jährlich in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe abgeschlossenen Lehrverträge während der letzten 25 Jahre um mehr als 50 % angestiegen. Besonders beeindruckend: Die Hälfte der Auszubildenden, die 2019 ihre Unterschrift unter den Kontrakt gesetzt haben, ist dem gewerblich-technischen Bereich zuzuordnen. Eine solche Quote sei in Nordrhein-Westfalen einzigartig, konstatierte Fenster.
Langfristig gelte es, die duale berufliche Ausbildung verstärkt als „Community“ zu strukturieren und die Angebote der einzelnen Unternehmen noch übersichtlicher für die Zielgruppe aufzubereiten. Ein entsprechender, im Rahmen der Regionale 2025 erstellter Projektantrag mit dem Titel „Vernetzte Lernwelt Siegen-Wittgenstein“ setzt an diesem Punkt an. Betriebe sollen dabei auf einer gemeinsamen Plattform ihre Inhalte präsentieren und für andere am Projekt beteiligte Unternehmen öffnen können. Darüber hinaus sei es erstrebenswert, neue Konzepte zu erarbeiten und etwa die Universität Siegen in die berufliche Ausbildung zu integrieren: „Warum sollte ein gewerblich-technischer Auszubildender eines hiesigen Unternehmens nicht zum Beispiel für Maschinenbau-Vorlesungen an der Uni freigestellt werden, um dort wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, die ihn wiederum im Beruf weiterbringen?“, regte Fenster an.
Im Anschluss an die Vorträge fanden sich die Teilnehmer der Veranstaltung in verschiedenen Workshops zusammen. Sie diskutierten darin über Themen wie Azubi-Recruiting, die Transformation vom Ausbilder zum Lernbegleiter, eine erfolgreiche Ausbildung geflüchteter Menschen und die Frage, wie sich Streitigkeiten im Berufsalltag beheben lassen.
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