Zu den anstehenden Entscheidungen des Corona-Kabinetts sowie von Bund und Bundesländern zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Normalisierung erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): „Die Politik steht vor schwierigen Entscheidungen darüber, wann und mit welchen Schritten sie uns allen ein Stück Normalität zurückgeben kann. Es gilt verantwortungsvoll zwischen gesundheitlichen Notwendigkeiten und wirtschaftlichen Erfordernissen abzuwägen und zu entscheiden, welche ersten Schritte zur Reaktivierung sozialer und ökonomischer Aktivitäten gegangen werden können. Das Handwerk sichert der Politik seine volle Unterstützung zu und ermuntert dazu, die wirtschaftliche Normalisierung von Beginn an gemeinsam mit dem Handwerk zu gestalten. Es braucht politische Weichenstellungen, die es dem Handwerk als Stabilitätsanker der Gesamtwirtschaft ermöglichen, von Anfang an seine tragende Rolle bei diesem Neustart auch erfüllen zu können.
Es steht für das Handwerk außer Frage, dass die schrittweise Normalisierung nur unter Einhaltung eines größtmöglichen Gesundheitsschutzes erfolgen kann. Wichtig wird es sein, die nötigen Schutzvorkehrungen für Beschäftigte und Kunden zu identifizieren und zu entwickeln, um die Infektionsgefahr weitestmöglich zu minimieren und zugleich die Geschäftstätigkeit zu ermöglichen. Hier stehen wir zusammen mit den Berufsgenossenschaften als Partner bereit, gewerkespezifische Schutzkonzepte zu erstellen.
Bei einem Neustart wird es darum gehen, dass alle handwerklichen Tätigkeiten und Dienstleistungen, die derzeit aufgrund behördlicher Vorgaben untersagt sind, schnellstmöglich wieder aufgenommen werden können, z.B. Verkaufs- und Handelsaktivitäten etwa in den Bereichen Kfz, Karosseriebau und Landbautechnik, persönliche Dienstleistungen sowie auch Bewirtungsangebote in den Lebensmittelhandwerken.
Notwendig ist zugleich ein zeitnaher Neustart in den einschlägigen Verwaltungen, z.B. bei den Kfz-Zulassungsstellen, den Straßenverkehrsbehörden und sonstigen Ämtern, auf die Handwerksunternehmen angewiesen sind, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Ebenso wichtig ist auch, dass wieder für alle im Handwerk Beschäftigten - über die systemrelevanten Bereiche hinausgehend - zu einer umfassenden Kinderbetreuung zurückgekehrt wird.
Dritter zentraler Eckpunkt einer effektiven Exitstrategie, die das Handwerk von Beginn an einbezieht, müssen wirksame Impulse zur Wiederbelebung der Nachfrage sein. Es sollten verstärkt und beschleunigt öffentliche Aufträge vergeben und Vergabeverfahren möglichst schlank gestaltet werden. Nachfrageimpulse könnten zudem über Investitionsanreize sowie steuerliche Entlastungen von Unternehmen und Handwerkskunden gegeben werden. Außerdem setzen wir uns für ein umfassendes Belastungsmoratorium sowohl im Bereich der Regulierung als auch z.B. bei Sozialbeiträgen ein.
Beim Neustart gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aktivitäten muss unbedingt vermieden werden, dass ein föderaler Flickenteppich entsteht. Bund und Länder müssen gemeinsam für einheitliche und vor allem auch klare Regeln sorgen, welche Unternehmen unter welchen Bedingungen wieder arbeiten und öffnen können. Klare Perspektiven sind für die Planungen unserer Betriebe wichtig, damit sie sich auf das Wiederhochfahren ihrer Tätigkeit vorbereiten können und so ein rascher Neustart auch gelingen kann."
Zentralverband des Deutschen Handwerks
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