Benachteiligung des Handwerks gegenüber der Industrie abschaffen. Der deutsche Fleischer-Verband (DFV) richtet einen Appell an die deutsche Politik, um die Benachteiligung des Fleischerhandwerks gegenüber der industriellen Herstellung abzuschaffen. Die jüngsten Ereignisse werfen ein deutliches Licht auf die Fleischereibetriebe. Hierbei ist jedoch das Fleischerhandwerk von der Fleischindustrie abzugrenzen. Durch die neuen Regelungen für fleischproduzierende und verarbeitende Betriebe herrscht ein großes Ungleichgewicht, welches zu einer Benachteiligung im Handwerk führt. Zu den Benachteiligungen zählen unter anderem die Gebühren der Fleischuntersuchung und Abfallentsorgung, welche sich in Staffelgebühren wiederfinden. Diese Gebühren sinken, desto mehr Tiere geschlachtet werden und stellt somit einen großen Kostenvorsprung für Fleischindustrie gegenüber den Handwerksunternehmen dar. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Tierschutz bei Schlachtungen. Die Betäubung der Tiere läuft in Handwerksunternehmen grundsätzlich anders ab als in der Industrie. Hier werden die Tiere einzeln mit einer Elektrozange betäubt, wohin gegen die Industrie regelmäßig auf eine Massenbetäubung per CO² setzt. Dieser Vorgang ruft einen großen Mehraufwand sowie Kostennachteile z. B. für die Beschaffung geeigneter Geräte hervor.
Das Fleischerhandwerk ist von einer Kassennachrüstung betroffen, welche bis zum 30. September 2020 umgesetzt werden soll. Die Kosten, welche im Vorfeld für diesen Vorgang kalkuliert wurden, übersteigen die Schätzungen deutlich. Die verschärfte Situation der Corona-Pandemie ist hierbei ein großer Faktor für die Unternehmen, da bereits Umsatzrückgänge verzeichnet wurden und diese größere Investition zu Kostennachteilen im Handwerk führt. Um diese decken zu können, fordert der DFV eine Verschiebung des Erstanwendungszeitpunktes um mindestens ein Jahr.
Die Bereiche der Energiekosten, Arbeitszeit- sowie Lebensmittelkontrollen und Gebührenabgaben ergeben sich ebenfalls deutliche Benachteiligungen des Fleischerhandwerkes gegenüber der Industrie. Durch die Veröffentlichung der Kontrollergebnisse werden die vergleichsweisen kleineren Unternehmen deutlich an den Pranger gestellt. Dies kann zu gravierenden oder gar existenzbedrohenden Konsequenzen führen. In einem Entwurf des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches ist vorgesehen, dass die Informationen zur Rückverfolgung in elektronischer Form vorzuhalten und der Behörde innerhalb von 24 Stunden vorzuweisen sind. Diese Regelung führt zu einem unverhältnismäßigen Mehraufwand durch Software und Personal sowie zu großen Kosten in den kleineren Unternehmen.
„Die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg begrüßt die Forderungen des DFV. Es ist wichtig, das traditionelle Fleischerhandwerk, mit dem alles begann, auch für die Zukunft zu sichern. Eine solche Benachteiligung kann für die kleinen und mittelständischen Unternehmen des Fleischerhandwerks insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie die Existenz bedrohen. Daher unterstützen wir die Vorschläge und Wünsche dieses faszinierenden Handwerks“, unterstreicht Hauptgeschäftsführer Dr. Michael Hoffschroer.
Foto: Aktion modernes Handwerk
Kreishandwerkerschaft Cloppenburg
Pingel-Anton 10
49661 Cloppenburg