Am 13. September 2021 tagten die Landesinnungsmeisterinnen und Landesinnungsmeister des Friseurhandwerks erneut digital, um sich über die wichtigen Themen der Branche auszutauschen. Aktuelle Fragestellungen rund um die Corona-Politik wurden besprochen, sowie die Zukunftsaufgaben der Verbände nach den Wahlen des Zentralverbands im November. Auch die anstehende Bundestagswahl am 26. September 2021 war Thema. Der Länderrat fordert eine Politik, die die Betriebe, Beschäftigten und Auszubildenden unterstützt. In Ergänzung zu den „Erwartungen des Handwerks zur Bundestagswahl 2021“ hatte der Zentralverband für die Situation des Friseurhandwerks sechs Kernpositionen zur Bundestagswahl formuliert. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind für das Friseurhandwerk weiter folgenschwer und gefährden auch nach Abklingen der Infektionswellen die Existenz vieler Salons. Zwei Lockdowns. Wochenlang keine Umsätze. Kurzarbeit und Angst um den Arbeitsplatz. Schleppende Auszahlung der staatlichen Hilfen und fehlende Berücksichtigung der Unternehmerinnen und Unternehmer. Die 70.000 Saloninhaberinnen und -inhaber haben gemeinsam mit ihren über 250.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pandemie viel auf sich genommen, um das Covid-19 Virus zu bekämpfen. Das Friseurhandwerk hat sich mit beispielhaften Hygienekonzepten und Aktionen wie #friseuregegencorona viel Respekt und soziale Relevanz erarbeitet.
Doch ein neues Image allein kann nicht die Antwort auf die Zukunftsfragen sein. Gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fordern wir eine Politik, die unsere Betriebe, Beschäftigten und Auszubildenden unterstützt. In Ergänzung zu den „Erwartungen des Handwerks zur Bundestagswahl 2021“ formulieren wir für die Situation des Friseurhandwerks sechs Kernpositionen: Lesen Sie hier die Wahlprüfsteine nach.
„Die Krise überstehen.“
Das Friseurhandwerk als Arbeitgeber von mehr als 250.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einer Ausbildungsleistung von rund 20.000 Ausbildungsplätzen erwartet von der zukünftigen Bundesregierung kurzfristig positive Signale für eine wirtschaftliche Konsolidierung. Dabei muss der Schwerpunkt auf einer „verzahnten“ Steuer- und Abgabenpolitik liegen. Die Betriebe müssen effektiv entlastet werden. Die steuerliche Belastung der Betriebe muss unter Berücksichtigung der enormen Beschäftigungs-, Ausbildungs- und Integrationsleistung des Friseurhandwerks reduziert werden.
Vor allem mit einem reduzierten Mehrwertsteuersatz kann die Mehr- und Überbelastung des Faktors Arbeit im Dienstleistungshandwerk Friseur sehr direkt und effizient korrigiert werden. Um die Existenz vieler Salons zu sichern, muss im Friseurhandwerk der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent gelten.
Eine Erhöhung der Einkommensfreigrenze für die von der Covid-19 Pandemie betroffenen selbständigen Betriebsinhaberinnen und -inhaber stellt einen gangbaren Weg dar, um das Eigenkapital der Friseurbetriebe in Deutschland zu erhöhen.
Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung und der Abbau der Bürokratie müssen in Deutschland endlich umgesetzt werden, um gerade kleinere Betriebe zu entlasten.
„Marktstrukturen sichern.“
Die Absenkung der Steuern und Abgaben macht Schwarzarbeit weniger attraktiv. Aber es bedarf noch weitergehende Maßnahmen der Politik und Verwaltung, um die ausufernde Schwarzarbeit im Friseurhandwerk stärker zu bekämpfen. Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt, sondern bereitet vielen Betrieben im Friseurhandwerk ein ruinöses Umfeld.
„Gerechtigkeit schaffen.“
Gerechter Lohn für gute Arbeit. Der effektivste und beste Weg dorthin: Die Stärkung der Tariffähigkeit. Die Sozialpartner können es besser, als die Politik.
Deshalb: Die Bedingungen für allgemeinverbindliche Tarifverträge müssen verbessert und vereinfacht werden. Senkung der Hürden für die Allgemeinverbindlichkeit und mehr Praxisorientierung.
Minijobs müssen neu geregelt werden: Die Grenze für 450 Euro Jobs muss auf 600 Euro angehoben werden.
„Professionalität stärken.“
Der eigene Friseursalon. Das ist maximale Verantwortung. Für sich und andere. Die Meisterprüfung hat sich dabei als Qualitätsmerkmal bewährt. Doch es gibt mittlerweile zu viele Ausnahmen von diesem Standard und den damit verbundenen Erfolgsgaranten. Ohne betriebswirtschaftliches Konzept, ohne unternehmerische Professionalität droht das Abgleiten in die Schwarzarbeit.
Deshalb: Ausnahmeregelungen müssen Ausnahmen bleiben. Die Meisterprüfung muss Voraussetzung für die Eröffnung eines Salons bleiben
„Qualität sichern.“
Lernen unter realen Bedingungen. Mit realen Kunden. Im realen Friseurbetrieb. Ergänzt durch die theoretische Ausbildung in der Berufsschule. Das ist das Erfolgsrezept der dualen Ausbildung.
Doch im Friseurhandwerk kommt dieses Qualitätskonzept vor allem durch die Covid-19 Pandemie unter Druck. Deshalb muss hier entschieden gegengesteuert werden: Das Friseurhandwerk mit seiner hohen Ausbildungs- und Integrationsleistung bedarf einer zusätzlichen finanziellen Unterstützung bei dieser Aufgabe. Das Bundesprogramm „Ausbildung sichern“ muss um eine dauerhafte, praxisnahe Unterstützung der Ausbildungsbetriebe erweitert werden.
„Nachhaltigkeit ermöglichen.“
Bei den Themen Klima- und Umweltschutz wollen Friseurinnen und Friseure Ernst machen. Aber: Friseurgeräte, Beleuchtung, Heizung, Warmwasser und Wäschepflege sind energie- und kostenintensiv. Die Belastungen der Klimawende müssen fair verteilt und z.B. Energiekosten begrenzt werden.
Nur wenn die Leistungsfähigkeit der vielen Friseurunternehmerinnen und -unternehmer nicht überfordert wird, entstehen Akzeptanz und Vertrauen. Dann kann Ökologie überall „salonfähig“ werden.
Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks
Tel-Aviv-Str. 3
Köln 50676