15.08.2022 - Focko Lay: Verkauft und repariert Fahrräder aus Leidenschaft - Mittagszeit und es herrscht bestes Sommerwetter im kleinen ostfriesischen Örtchen Remels. Focko Lay steht im Hinterhof seines Fahrradladens und trinkt einen Kaffee. Zur Begrüßung gibt es einen festen Händedruck sowie den Hinweis „Wir duzen uns oder? Ich bin der Focko“. Danach ein letzter Schluck vom Kaffee und es geht zurück in die Werkstatt. Auch wenn er eigentlich noch Pause hat „einfach rumsitzen und entspannen? Das ist nichts für mich“, sagt er lächelnd. Gerne würde er sich jetzt natürlich auf seinen eignen Drahtesel schwingen, aber das geht nicht, denn während der Sommermonate gibt es besonders viel zu tun. Der 35-jährige Zweiradmechanikermeister hat sich vor sieben Jahren mit seinem Betrieb „Focko‘s Bikeschmiede“ selbstständig gemacht. Im Gespräch mit der Handwerkskammer für Ostfriesland hat er verraten, warum er es wichtig findet, seinen Meister gemacht zu haben, welche Bedeutung Fahrräder für ihn haben und was das Beste an einem Job im Handwerk ist.
Das Glück auf zwei Rädern
Was Focko anpackt, das macht er auch richtig. Halbe Sachen gibt es bei ihm nicht. Das wird schon deutlich, wenn man zu den Anfängen seines Berufslebens zurückgeht. Die Ausbildung zum Zweiradmechaniker im Betrieb Wilken Poelker in Ostrhauderfehn schließt er 2007 mit Auszeichnung ab. Danach sammelt er noch einige Jahre in verschiedenen Unternehmen Berufserfahrung. „Jeder Inhaber hat seinen eigenen Führungsstil. Dementsprechend habe ich auch aus jedem Betrieb etwas mitgenommen“, erklärt er. Irgendwann wird der Wunsch „sein eigener Chef zu sein“ aber größer und er entschließt sich 2011 den Meistertitel anzugehen. Auch wenn dieser in seinem Gewerk nicht zwingend notwendig ist, um einen eigenen Betrieb führen zu dürfen. „Ohne den Meistertitel braucht man sich nicht selbstständig machen. Das ist zumindest meine Meinung“, begründet er seine Entscheidung. Denn durch die Weiterbildung verstehe man sein Handwerk und die Zusammenhänge gewisser Abläufe noch besser. Ein weiterer Vorteil sei außerdem, dass es ihm erlaubt sei, auszubilden. „Jeder, der ausbildet, hat hinterher maßgeschneidertes Personal, das das Unternehmen in- und auswendig kennt. Was will man denn mehr?“, so Lay.
Aktuell besteht sein zwölfköpfiges Team aus zwei Mechanikern, zwei Zweiradmechatronikern in Ausbildung, einer Bürokraft, vier Verkäufern, zwei Auszubildenden im Verkauf und Focko selbst. Fast jährlich kommen ein oder zwei neue Auszubildende hinzu. Gemeinsam bieten sie alle Leistungen rund um das Thema Zweirad an. Dazu gehören Reparaturen und Beratungen jeglicher Art sowie ein umfangreicher Zubehör- und Ersatzteileverkauf. Ein gutes Betriebsklima ist Focko dabei besonders wichtig, damit am Ende des Tages nicht nur die Kundinnen und Kunden zufrieden nach Hause gehen. „Viele sind immer auf der Suche nach dem großen Glück. Mir sind die kleinen Alltagsfreuden viel wichtiger. Und dazu gehört eben auch, dass man seinen Job gerne macht“, betont er.
Wenn man ihn fragt, was er an seinem Beruf am meisten liebt, fällt ihm die Antwort nicht schwer. „Auch wenn mir das Schrauben in der Werkstatt Spaß macht, am meisten Freude habe ich am Verkauf und an dem Kontakt mit unseren Kunden“. Mit Fahrrädern verbinde er Lebensfreude, pure Freiheit und Entschleunigung vom Alltag. Und es sei ein Privileg diese Begeisterung an seine Kunden weitergeben und ihre Reaktionen hautnah erleben zu können. „Das ist es auch, was das Arbeiten im Handwerk so schön und unbezahlbar macht. Egal ob man nun ein Haus baut oder eben ein Fahrrad verkauft, am Ende des Tages hat man jemanden glücklich gemacht“, so der Zweiradmechanikermeister.
Vor gut sieben Jahren hat sich Focko mit seiner Bikeschmiede an der Ostertorstraße in Remels selbstständig gemacht.
Fotos: Privat
Handwerkskammer für Ostfriesland
Straße des Handwerks 2
26603 Aurich