03.o1.2023 - Zu den aktuellen Arbeitsmarktzahlen sagt Sebastian Stietzel, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Berlin: „Trotz Energiekrise, hoher Inflation und Lieferkettenschwierigkeiten lief die Wirtschaft im vergangenen Jahr in großen Schritten Richtung Vollbeschäftigung. Nie gingen seit der Wiedervereinigung bundesweit mehr Menschen einer Beschäftigung nach als 2022. Berlin lag beim Beschäftigungsaufbau dabei kontinuierlich auf Platz eins – ein starkes Zeichen für die Hauptstadtwirtschaft. Ob sich diese positive Dynamik 2023 halten lässt, ist allerdings unklar. Viele Unternehmen haben aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten zum Jahresende bereits von nicht dringenden Neueinstellungen abgesehen. In anderen Sparten würden die Betriebe zwar gerne einstellen, finden aber keine Beschäftigten, weil der Markt nahezu leer gefegt ist.
Angesichts des demographischen Wandels wird sich dieses Problem noch verschärfen. Es ist deshalb Zeit für einen Bewusstseinswandel in der Politik: Fachkräftesicherung ist nicht allein Sache der Wirtschaft. Das Gesamtpaket muss stimmen, damit sich potentielle Fachkräfte für Berliner Unternehmen entscheiden. Dazu gehören entsprechende Rahmenbedingungen für Arbeitsmigration ebenso wie z.B. genügend bezahlbarer Wohnraum für Fachkräfte, aber auch für Auszubildende. Berlin braucht gute Schulen und verbindliche Angebote zur Berufsorientierung im Verlauf der Schulzeit. Eine konzertierte Ausbildungsoffensive des Senats gemeinsam mit den Partnern der Ausbildung würde den Jugendlichen mehr bringen auf ihrem Weg in den Beruf als die von Teilen des Senats forcierte Ausbildungsumlage für Unternehmen. Zwangsabgaben schaffen keine Ausbildungsplätze.“
IHK Berlin | Fasanenstraße 85 | 10623 Berlin