08.12.2023 - Abschmelzende Auftragspolster bei den Betrieben, eine ungewisse konjunkturelle Entwicklung und Reformstau in Sachen Standort: Der politische Handlungsdruck ist enorm hoch. Die vielfach praktizierte "Aufschieberitis" sei daher längst keine Option mehr, stellt ZDH-Präsident Dittrich klar. Jetzt braucht es klare Prioritäten, klare Zielmarken und Vorrang für Zukunftsinvestitionen in allen politischen Entscheidungen! Und: Gesetze, die im Betriebsalltag auch wirklich umsetzbar sind. Denn zu viele Gesetze der letzten Jahre zeigen, dass Praxis- und Mittelstandstauglichkeit nicht selbstverständlich sind. Ausreichende Beratungen mit Beteiligten und Betroffenen sowie echte Praxis-Checks sind daher unerlässlich, um die Qualität der Gesetzgebung zu verbessern, neue Bürokratie zu vermeiden und insgesamt für mehr Vertrauen zu sorgen, so ZDH-Generalsekretär Schwannecke. - Kein Aufschub mehr! - Wie stark belastet Bürokratie Betriebe im Alltag? So massiv, dass viele nicht mehr das Gefühl haben, alle Anforderungen erfüllen zu können. Wenn der "Bürokratie-Burnout" zum Grund für Schließungen wird, sollte das aufrütteln: Dass der seit langem erwartete Kabinettsbeschluss zum Bürokratieentlastungsgesetz erneut verschoben wurde, ist daher vollkommen unverständlich, so ZDH-Generalsekretär Schwannecke. Denn längst untergräbt die Bürokratiebelastung den unternehmerischen Sockel der Wirtschaft.
Verunsicherung endlich ausräumen
Unsicherheiten und Unklarheiten sind Gift für Investitions- und Beschäftigungsplanungen von Handwerksbetrieben. Dabei sind Investitionen in die Zukunft essenziell, um Transformation gestalten zu können. Die Sondersitzung des Bundesrates über den Nachtragshaushalt 2023 schafft immerhin ein Stück Klarheit: Für wichtige Vorhaben wie die Energiepreisbremsen oder die Wiederaufbauhilfen nach der Flutkatastrophe wird Rechtssicherheit geschaffen. Diesem ersten Schritt muss schnellstmöglich ein Haushaltsgesetz für das kommende Jahr folgen, erklärt ZDH-Präsident Dittrich.
Wertschätzung allein reicht nicht
Politisches Handeln muss die Belange von Handwerk und Mittelstand berücksichtigen, um zu praxistauglichen Entscheidungen zu gelangen: Dass die Bürokratie einen Betrieb mit fünf Beschäftigten viel stärker belastet als ein Unternehmen mit 500 Beschäftigten, muss immer wieder bewusst gemacht werden, erklärt ZDH-Präsident Dittrich. Wo er den größten Reformbedarf in Sachen Standort sieht und warum die Entlastung des Faktors Arbeit zentral ist, lesen Sie im Interview mit "imSalon".
Ausbildungserfolge in Gefahr
Mit der Ausbildung sollen junge Menschen die Chance bekommen, den Start in ein erfolgreiches, selbstbestimmtes Berufsleben zu gestalten. Die in dieser Woche veröffentlichte PISA-Studie bestätigt allerdings die Erfahrung aus zu vielen Betrieben: Lerndefizite in den Grundkompetenzen gefährden den Ausbildungsverlauf. ZDH-Präsident Dittrich fordert die Bildungspolitik, auf diese alarmierenden Ergebnisse zu reagieren und endlich umzusteuern. Denn so sehr sich die Ausbildungsbetriebe im Handwerk engagieren, so wenig kann es deren Aufgabe sein, Reparateur einer unzureichenden schulischen Ausbildung zu sein.
Berufsorientierung jenseits von Klischees
Mit 130 Berufen bietet das Handwerk jede Menge Chancen, einen Beruf zu finden, der auch zur Berufung werden kann. Chancen, die bei Mädchen und jungen Frauen noch sichtbarer werden müssen. Der Girls' Day bietet am 25. April des kommenden Jahres wieder Gelegenheit dazu: Betriebe können sich zum Aktionstag unkompliziert online anmelden und Schülerinnen einladen, das moderne Handwerk kennenzulernen. Also mitmachen und weitersagen!
Fahrpraxis für Handwerker nicht einschränken, sondern erleichtern
Am 7. Dezember 2023 hat im federführenden Verkehrsausschuss die Abstimmung zur Überarbeitung der Führerscheinrichtlinie stattgefunden. Zur Ausschussabstimmung erklärt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): „Es ist positiv, dass sich im Verkehrsausschuss keine Mehrheit dafür gefunden hat, die Gültigkeit der Klasse B unterhalb von 3,5 Tonnen einzuschränken und für Berufsanfängerinnen und -anfänger ein partielles Nachtfahrverbot vorzusehen. Damit ist dann hoffentlich auch die Idee, für schwere PKW eine eigene Führerscheinklasse einzuführen, vom Tisch.
Das Handwerk ist auf die Nutzung von Kraftfahrzeugen sehr unterschiedlicher Gewichtsklassen angewiesen, um seine wirtschaftlichen Tätigkeiten erbringen zu können. Neben Pkw – mit teils höherem Gewicht wie beispielsweise Kombis und Pickups - zählen dazu auch leichte und schwere Nutzfahrzeuge. Vor dem Hintergrund eines starken Fahrermangels mit einer großen Konkurrenz im Fachkräftebedarf fordern wir daher für den weiteren Fortlauf der Verhandlungen, für die Führerscheinklasse B solche Regelungen zu treffen, die die Fahr- und somit die Arbeitspraxis des Handwerks erleichtern.“
Zentralverband des Deutschen Handwerks
Mohrenstraße 20/21
10117 Berlin