Brossardt: „Konjunkturprognosen werden skeptischer“- Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben in ihrer aktuellen Gemeinschaftsdiagnose ihre Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem und dem kommenden Jahr gesenkt. „Wir teilen die Einschätzung der Institute, dass sich die Konjunktur in Deutschland und Bayern weiter abkühlt. Die Prognosen für 2019 und 2020 sind ein ökonomisches Warnsignal“, sagte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Er verweist insbesondere auch auf die von den Instituten prognostizierte Produktivitätsentwicklung. „Im laufenden Jahr wird die Produktivität zurückgehen und 2020 soll sie nur schwach um 0,6 Prozent steigen. Die Gewerkschaften müssen diese Entwicklung bei ihren lohnpolitischen Forderungen für die kommenden Tarifrunden berücksichtigen“, fordert Brossardt. Seit Jahren steigen die Entgelte schneller als die Produktivität. Doch spätestens angesichts des konjunkturellen Abschwungs müssen die Tarifparteien wieder zu einer strikten produktivitätsorientierten Lohnpolitik zurückkehren.
Zudem gilt es, das prognostizierte Wachstum für 2020 von 1,1 Prozent nicht überzubewerten. „Das kommende Jahr hat vier Arbeitstage mehr als 2019. Bei einem Wachstumseffekt von ungefähr 0,1 Prozent des BIP pro Tag bedeutet dies keine wirkliche konjunkturelle Belebung, sondern eine Fortsetzung des Abschwungs im nächsten Jahr“, so Brossardt.
Das Herbst- und Frühjahrsgutachten ist ein verlässlicher Gradmesser der ökonomischen Entwicklung in Deutschland. „Der Brexit, internationale Handelskonflikte, geopolitische Spannungen, der Strukturwandel in der Automobilindustrie und die Digitalisierung machen der bayerischen und deutschen Industrie zu schaffen. Unsere Unternehmen brauchen deshalb von der Politik klare wirtschaftspolitische Anreize, wie beispielsweise Steuersenkungen, bürokratische Entlastungen und mehr Flexibilität, um sich auf die Herausforderungen besser einstellen zu können. Die Initiative der Bayerischen Staatsregierung im Bundesrat zur Flexibilisierung der Arbeitszeit geht zum Beispiel in die richtige Richtung“, so Brossardt.
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